Sabine Ransböck ©Sabine Klimpt
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Empathie, Entschlossenheit und Ethik: Die Essenz weiblicher Führungskraft

Aktuell Gruppe

Sabine Ransböck bekleidet die Position der Geschäftsführerin bei der Aktuell Gruppe. Ihren beruflichen Werdegang in der Versicherungsindustrie begann sie bei der Raiffeisen Versicherung und hatte unteranderem auch die Rolle der Geschäftsführerin bei der DONAU Brokerline inne. Ihr Studium der Versicherungsmathematik absolvierte sie an der Technischen Universität Wien, und sie erwarb 2015 einen MBA in General Management mit ausgezeichnetem Erfolg, ein Programm, das sie an der TU Wien sowie der University of California durchlief. Darüber hinaus hat sie 2018 erfolgreich die Prüfung zum „Certified Supervisory Expert“ (CSE) abgelegt.

Was sind Ihre persönlichen Erfahrungen und Einsichten als Frau in Führungspositionen in der Versicherungswirtschaft, und wie beeinflussen diese Ihre Herangehensweise an Führung und Entscheidungsfindung?

 Als eine Frau, die gleich nach dem Studium in der Versicherungswirtschaft Fuß gefasst hat, bin ich mir der Herausforderungen bewusst, denen Frauen in einer männerdominierten Branche gegenüberstehen. Meine Erfahrungen aus über zwanzig Jahren haben mir gezeigt, dass weibliche Führungskräfte oft mit mehr Empathie agieren, ohne dabei an Entschlossenheit zu verlieren. Wir sind nicht „weicher“, sondern wir führen klar und gleichzeitig respektvoll. Zudem ist für uns moralische Integrität von höchster Bedeutung. Dabei ist es mir besonders wichtig sicherzustellen, dass Entscheidungen nicht nur rechtlich korrekt, sondern auch ethisch vertretbar sind.

Wie definieren Sie Führung?

Ein Vergleich, den ich gerne nutze, bringt mein Gegenüber oft zum Schmunzeln: Führen ist wie die klassische Arbeit im Haushalt. Man bemerkt sie erst dann, wenn sie nicht gemacht wird. Und es gilt hier wie da: Je mehr Menschen an einem Strang ziehen und mithelfen, umso einfacher und selbstverständlicher ist es für jeden einzelnen.

Ich wünsche mir ein Management, das Leadership im besten Sinn des Wortes selbst („manum agere“) mit mir aktiv mitträgt, mit den Mitarbeitern:innen gemeinsam die beste Lösung sucht – für unsere Kund:innen, das Unternehmen und die Mitarbeiter:innen. Ein wichtiger Bestandteil meines Führungsstils ist es, mein Team dazu zu ermutigen, sich gedanklich auf den Sessel seines Gegenübers zu setzen und dessen Perspektive einzunehmen. Ich sehe es als wichtigen Teil meines Jobs, mein Führungskräfteteam zu coachen. Je besser mir das gelingt, umso besser schaffen wir es, den von mir angestrebten Kulturwandel zu vollziehen, nämlich hin zu einer Kultur, die ich mir selber auch als Mitarbeiter:in wünschen würde.

Wie sieht so eine Unternehmenskultur aus, die Sie sich wünschen?

Viele nennen es Employer Branding, ich nenne es einen respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander. Weiterbildungsmöglichkeiten, Maßnahmen zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden sowie Zusatzleistungen im Versicherungs- und Vorsorgebereich sind für uns selbstverständlich. Im Gegenzug erwarten wir von unseren Mitarbeiter:innen ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Engagement für ihre Aufgaben. Diese Balance zwischen Förderung und Herausforderung ist entscheidend. Sie macht uns zu einem attraktiven Arbeitgeber, bei dem Mitarbeiter:innen langfristig gerne tätig sind.

Haben Sie einen Tipp an weibliche Führungskräfte?

Sei du selbst, versuche niemanden zu imitieren, stehe zu dir und deinen Prinzipien. Oft werde ich gefragt, ob es wichtiger ist professionell zu agieren oder authentisch. Hier bringe ich gerne das Beispiel mit dem Clown. „Der Clown geht auf die Bühne und lacht.“ Der Clown wird dafür bezahlt, Menschen zum Lachen zu bringen, egal wie es ihm gerade geht. Auch von uns als Führungskräften wird  – berechtigterweise – Professionalität in jeder Situation des beruflichen Lebens erwartet. Das bringt die Rolle mit sich. Führung ist nun mal ein 100 % Job: Jede Mimik, Gestik, jedes Wort wird beobachtet und interpretiert. Das muss uns bewusst sein, wenn wir uns für eine Führungsposition entscheiden. Es bedeutet einfach gesagt auch, eine Vorbildfunktion einzunehmen. Dennoch funktioniert Führung ganz ohne Authentizität sicherlich nicht, denn ohne sie wirkt man mit der Zeit unglaubwürdig und unehrlich.

Abschließend möchte ich vor allem Frauen in der Versicherungsbranche ermutigen, eine Führungskarriere anzustreben. In einer Welt, in der weibliche Führungskräfte weiterhin Hindernisse überwinden müssen, um ihren Platz an der Spitze zu behaupten, ist es nicht nur unsere Pflicht, die Standards zu setzen, sondern auch, die Messlatte für eine inklusive, empathische und entschlossene Führung höher zu legen. Denn letztendlich geht es nicht darum, wer an der Spitze steht, sondern darum, welche Werte wir auf dem Weg verkörpern.

Danke für das Gespräch. 

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