Größte Atomkriegsgefahr seit 1947, Hochinflation und Zinssenkungshoffnung – für so ein Szenario hätten sich vor 15 bis 20 Jahren die sogenannten „Gold Bugs“ einen Goldpreis von über 10.000 USD (derzeit ca. 2.345 USD) pro Feinunze erhofft, doch die aktuelle Preisentwicklung ist ernüchternd: Per 27. Mai liegt auf 3-Jahres-Sicht das Plus nur bei knapp 24% und auf Jahressicht sind es dabei gut 20 % mit einem 3-Monats-Plus von über 15 %. Blickt man auf die vergangenen 10 Jahre, dann sind es nur 85 % Plus. In diesen Zeitraum fiel neben Negativzinsen und auch noch die Pandemie. Silber liegt auf 3 Monate zwar 37 % im Plus und 32 % auf Jahressicht, doch auf 10 Jahre sind für eine solche Phase 61% doch irgendwie enttäuschend, denn die symbolische Atomkriegsuhr, von Wissenschaftlern erstellt und publiziert vom Bulletin of the Atomic Scientists signalisiert das höchste Atomkriegsrisiko der Geschichte. Im Ausgangsjahr 1947 bei 7 Minuten vor 12 Uhr gestartet waren es zum Ende der Sowjetunion im Jahr 1991 17 Minuten vor 12, verglichen mit 3 Minuten 1984. 2024 sind es nur noch 90 Sekunden vor 12, was u.a. auch mit dem Ukraine-Krieg zusammenhängt. Konkret bedeutet dies, dass die Edelmetallpreise bereits so manches Katastrophenszenario eingepreist haben.
Kommentar eines bodenständigen Vermögensverwalters ernüchternd
Aber noch immer erwarten die Gold- und Silber-Cheerleader utopische Preise bis 2030, während sich vereinzelt sogar die Boulevard-Presse jüngsten Edelmetallpreisanstiegen widmete, was zwischenzeitlich sogar als Kontra-Indikator und Korrekturrisiko gewertet werden kann. Die Vermögensverwalter bei Flossbach von Storch sind über jüngste Goldpreisanstiege sichtlich irritiert zumal die globalen ETF-Goldbestände bereits seit dem Peak im Jahr 2020 kontinuierlich zurückgehen. In den USA liegen mittlerweile die Realzinsen inflationsgeschützter Anleihen bei 2 %. Diese müssten laut Flossbach von Storch schon deutlich fallen, um Gold für US-Anleger als Inflationsschutz wieder interessanter zu machen. Somit kommen vor allem die Chinesen mangels Anlagealternativen am Bond- und Immobilienmarkt in Frage und auch Spekulanten aus Saudi Arabien und Russland. Zwar bleibt Gold für die Vermögensverwalter von Flossbach von Storch weiterein ein Wertspeicher und eine Versicherung gegen viele bekannte und unbekannte Risiken. Doch sollte der Preis in allzu luftige Höhen schießen denken die Experten auch mal an Gewinnmitnahmen.
Bezüglich Silber hingegen ist laut Meinung des Autors (Kordovsky) bei steigenden Preisen wieder mit viel „Recycling-Rücklauf“ zu rechnen. Hinzukommen noch konjunkturzyklische Faktoren, die keine allzu großen Anstiege zulassen.
Fazit: Die genannten Fakten sollten zum Nachdenken anregen, zumal sich im Euroraum die Zinssenkungspotenziale ohnehin in engen Grenzen halten und Liquiditätsreserven bedeuten zudem mehr Handlungsspielraum in Sondersituationen.