Michael Kordovsky
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Notenpresse fängt US-Staatsanleihen auf

von Michael Kordovsky

Seit 2008 wanderten immer mehr US-Staatsanleihen aus den Portfolios internationaler Zentralbanken in die Portfolios der Federal Reserve Bank, die nach der Finanzkrise 2008/09 mittels „Quantitative Easing“, sprich dem Aufkauf von Staatsanleihen, versuchte, einen Kollaps des Finanzsystems zu verhindern. Das ist auch gelungen, um den Preis einer explodierenden Bilanzsumme: Am 2. Juli 2008 lag die Bilanzsumme der Fed bei 903 Milliarden US-Dollar, ehe bis Jahresende 2008 ein Anstieg auf 2.239 Milliarden US-Dollar folgte. Dann kam in Europa die Krise der PIIGS (Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien), gefolgt von einer Rezession.  In diesem Umfeld setzt sich die expansive Geldpolitik weiter fort. Ende 2014 wuchs die Bilanzsumme bereits auf rund 4,5 Billionen US-Dollar an, ehe sie bis 28. August 2019 wieder auf 3,76 Billionen US-Dollar schrumpfte.

Von da an zwischenzeitlich mehr als verdoppelt haben 2020 bis 2022 die Pandemiemaßnahmen die Bilanzsumme, die am 13. April 2022 einen Peak von fast 8,7 Billionen US-Dollar erreichte, ehe die Bilanzsumme bis zum 19. Juni 2024 wieder auf 7.253 Milliarden US-Dollar schrumpfte.

Nimmt man zusammen alle Staatsanleihen-Emissionen – von den T-Bonds/Notes, den kurzlaufenden T-Bills, variabel verzinsten Papieren, inflationsgeschützten Staatsanleihen bis hin zu Emissionen staatsnaher Organisationen – dann stiegen diese Bestände in der Bilanz der Fed von 473,3 Milliarden US-Dollar am 2. Juli 2008 bis zum 13. April 2022 auf 5.683,1 Milliarden US-Dollar, ehe bis 18. Juni 2024 wieder ein Rückgang auf 4.337,4 Milliarden US-Dollar erfolgte.

Somit stieg das „Staatsanleihenvolumen“ in der Bilanz der Fed von Juli 2008 bis April 2022 um rund 5,21 Billionen US-Dollar, ehe bis Juni 2024 eine erneute Schrumpfung um 1,35 Billionen US-Dollar folgte. Letztere könnte in den kommenden Jahren bei Fortsetzung sehr problematisch werden, denn:

Internationale Zentralbanken bauen US-Staatsanleihenbestände ab

Laut einer unter „kryptoszene.de“ unter Verweis auf „Blocktrainer“ veröffentlichten Statistik ist von 2008 bis aktuell (19. Juni 2024) der Anteil der US-Staatsanleihen, die sich im Besitz ausländischer Zentralbanken befinden, von 40 auf 14 Prozent gesunken. Unter Berufung auf das „Statista Research Department“ ist Japan mit 1.153 Milliarden US-Dollar der größte Inhaber von US-Staatsanleihen, gefolgt von China, das sich verstärkt von US-Staatstiteln trennt. China hielt unmittelbar vor dem Ukraine-Krieg noch ein US-Staatsanleihen-Volumen von 1,1 Billionen US-Dollar. Mittlerweile sind es nur noch 775 Milliarden US-Dollar. Vielmehr setzt China auf Gold. Chinas Goldkäufe stiegen 2023 um 9 Prozent und auch andere Zentralbanken gehen verstärkt in Richtung Gold: Machten Zentralbanken im Jahr 2021 noch 11 Prozent an der weltweiten Goldnachfrage aus, stieg dieser Anteil im Jahr 2023 auf 23 Prozent. Aus diesem Grund liegt der Goldpreis auf Drei-Jahressicht, trotz steigender US-Dollar-Zinsen, um über 30 Prozent im Plus.

Während ausländische Notenbanken mit der Finanzkrise 2008/09 hellhörig wurden und sich seither tendenziell von US-Staatsanleihen trennen, fing die Fed mit ihren Käufen diese Verkäufe noch auf. Somit war es möglich, dass die Renditen zehnjähriger US-Treasuries von Juli 2008 bis April 2022 von 3,99 auf 2,67 Prozent zurückgingen, ehe bis zuletzt wieder ein Anstieg auf 4,25 Prozent erfolgte, was mit dem Bilanzabbau der Fed und erfolgten Leitzinsanhebungen zusammenhängt. Anhaltend hohe Leitzinsen in Kombination mit einer Fortsetzung des Abbaus der Anleihebestände der Fed könnten in den kommenden Monaten und Jahren bei den US-Staatsanleihen-Auktionen zu Renditeausschlägen nach oben führen. Fazit: Ein stärkerer Zinsanstieg oder sogar ein Zinsschock am langen Ende können jederzeit einsetzen.

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Lage bleibt angespannt