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Crashgefahr! Mögliche Vorboten herausfordernder Börsenzeiten

von Michael Kordovsky

Wir steuern unruhigeren Zeiten entgegen. In den USA und Europa steigt die Rezessionsgefahr. Im Technologiesektor, der über einen längeren Zeitraum die Aktienmärkte beflügelte, mehren sich die Gewinnenttäuschungen, während in Japan eine langjährige Phase der expansiven Geldpolitik gerade endet. Gleichzeitig hat das Risiko eines weltumspannenden Krieges stark zugenommen. Einen ersten Vorgeschmack, in welch turbulentes Fahrwasser die Märkte geraten sind, gab am 5. August in Tokio ein Tagesverlust von  12,4 Prozent im Nikkei 225, der gleichzeitig der größte Tagesverlust seit dem Oktober 1987 war. Was führte zu dieser Entwicklung? Steuern wir auf ein größeres Crashszenario zu? Welche Ursachen und Auslöser hatten Crashszenarien in der Vergangenheit? Dieser Beitrag liefert Antworten.

Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in den USA haben bereits im Juli eine Kontraktion signalisiert, während der Service-Sektor noch Stärke zeigt. Wirft man einen Blick auf die Gewinnüberraschungen im S&P 500 Index, so liegt der Anteil der Unternehmen mit positiven Gewinnüberraschungen noch über dem Fünf- und Zehn-Jahresdurchschnitt, aber laut FactSet schrumpfte das Ausmaß der Gewinnüberraschungen auf 3,5 Prozent, verglichen mit einem Fünf-Jahresschnitt von 8,6 Prozent. Vor allem im IT-Bereich schrumpft das Ausmaß der positiven Gewinnüberraschungen.  Auf den ersten Blick noch Zuversicht gibt das US-Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal 2024: Die am 29. August von der US-Statistikbehörde (U.S. Bureau of Economic Analysis) veröffentlichte zweite BIP-Schätzung ergab in den beiden ersten Quartalen 2024 ein BIP-Wachstum von jeweils 2,9 bzw. 3,1 Prozent. Im zweiten Quartal besonders stark waren der Warenexport, private Inlandsinvestitionen und die Staatsausgaben, die gegenüber dem Vorjahresquartal um 3,7 Prozent stiegen. Vor allem die Rüstungsausgaben sind im Anstieg. Doch die Staatsausgaben sind abhängig von der Politik des Kongresses, der diese jederzeit einschränken kann, während mögliche zukünftige Handelskonflikte mit China und der EU (vor allem wenn Trump im November die Wahl gewinnt) der Exportwirtschaft schaden können. Gefährlich werden staatliche Sparmaßnahmen, die früher oder später einsetzen werden, denn der Staatsschuldenstand lag 2023 bei 123 Prozent des BIP und somit nur knapp unter dem Peak von 127 Prozent im Jahr 2020. Hingegen im Jahr 2010 (kurz nach der Finanzkrise) waren es lediglich 91 Prozent. Mit den Zinsanstiegen 2022 und 2023 verteuerten sich die Refinanzierungskosten der Staatsschulden. 2023 lag das Haushaltsdefizit in den USA bereits bei 6,3 Prozent, verglichen mit 4,6 Prozent im Vor-Corona-Jahr 2019. Die hohe Verschuldung steht stärkerem zukünftigem Wachstum im Wege. Das globale konjunkturelle Umfeld ist zudem auch nicht gerade förderlich. Und schon mehren sich gewichtige Analystenstimmen in Bezug auf Rezessionsgefahren für die USA:

 US-Rezessionsrisiken steigen

Die Analysten von J.P. Morgan Research revidierten im August gegenüber dem Ausblick zur Jahresmitte die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA und weltweit bis zum Jahresende 2024 von 25 auf 35 Prozent nach oben. Die Rezessionswahrscheinlichkeit bis Ende 2025 haben die Analysten von J.P. Morgan bei 45 Prozent belassen.  Bruce Kasman, Chief Global Economist bei J.P. Morgan, verwies auf eine stärker als erwartete Abschwächung der Nachfrage am Arbeitsmarkt, frühe Anzeichen von Personalabbau sowie auf eine nachlassende Dynamik in der globalen Produktionswirtschaft und im Euroraum.  Zudem schürten die US-Arbeitsmarktdaten von Juli Rezessionsängste: In den USA stieg nämlich im Juli die Arbeitslosenquote von 4,1 auf 4,3 Prozent und erreichte somit den höchsten Stand seit Oktober 2021. Die Anzahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze außerhalb des Agrarbereichs lag im Juli mit 114.000 weit unter dem Durchschnitt der vergangenen zwölf Monate (215.000). Allerdings sind der Servicesektor und der Einzelhandel relativ solide. Im Juli lag der Zuwachs der US-Einzelhandelsumsätze höher als erwartet. Trotzdem gehen die Analysten von Goldman Sachs noch immer von einer US-Rezessionswahrscheinlichkeit von 20 Prozent für die kommenden zwölf Monate aus.

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