Am 31. Oktober ließ die Bank of Japan ihre Leitzinsen unverändert. Wirtschaftlich und politisch bleiben zu viele Fragezeichen.
Am 31. Oktober 2024 entschied die Bank of Japan (BoJ), den Leitzins unverändert bei 0,25 % zu belassen und signalisierte, dass eine künftige Anhebung stark von globalen und inländischen Wirtschaftsdaten abhängt. Nach zwei Leitzinserhöhungen in diesem Jahr bleibt die BoJ vorsichtig und beobachtet die Entwicklungen sowohl im Inland als auch international.
Erstmals seit 17 Jahren erhöht die Bank of Japan (BoJ) im März 2024 ihre Leitzinsen. Der kurzfristige Zinssatz wurde von -0,1 % auf eine Bandbreite von 0 bis 0,1 % angehoben ehe Ende Juli der nächste Zinsschritt folgte, nämlich eine weitere Anhebung um 15 Basispunkte auf 0,25 % bzw. den höchsten Stand seit 16 Jahren. Neben der Zinserhöhung kündigte die BoJ an, das Volumen ihrer monatlichen Staatsanleihenkäufe von bisher 5,7 Billionen Yen (ca. 34,23 Milliarden Euro) auf 2,9 Billionen Yen zu senken. Bis März 2026 sollen die Bestände an Staatsanleihen um 7 bis 8 % reduziert werden.
Diese Schritte markieren eine Abkehr von der extrem expansiven Geldpolitik, die die BoJ über ein Jahrzehnt lang verfolgte, um die Inflation anzukurbeln und die Wirtschaft zu beleben. Die Headline-Inflationsrate lag im September noch immer bei 2,5 %, und für die kommenden Jahre erwartet die BoJ eine Rückkehr in die Nähe ihres Inflationsziels von 2 %. Die Prognose der Kerninflation, die Lebensmittel und Energiepreise ausklammert, liegt für das laufende Fiskaljahr bei 2,0 %, während für die Jahre 2025 und 2026 1,9 % bzw. 2,1 % prognostiziert werden.
Keine voreiligen Zinsschritte – Vorsicht angesichts globaler Risiken
BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda unterstrich in der Pressekonferenz nach der Sitzung, dass die Entscheidung über künftige Zinsschritte stark von aktuellen Wirtschaftsdaten abhängig sei. „Wir haben kein festgelegtes Timing für die nächste Zinserhöhung“, betonte Ueda. Die BoJ wolle die verfügbare Datenlage bei jeder Sitzung genau prüfen, bevor eine Entscheidung getroffen werde.
Die BoJ beobachtet insbesondere die US-Wirtschaft, deren Entwicklung direkte Auswirkungen auf die japanische Wirtschaft haben kann. Trotz positiver US-Daten bleibt laut Ueda eine gewisse Unsicherheit über die Auswirkungen früherer Zinserhöhungen der Federal Reserve auf die Wirtschaft und die Inflation bestehen. „Schwache US-Arbeitsmarktdaten führten zu volatilen Marktbewegungen und hatten gravierende Auswirkungen auf die japanische Wirtschaft,“ so Ueda. Seitdem gab es erkennbar gute US-Daten, doch die Unsicherheit sei nicht vollständig beseitigt.
Lohnkosten und Preise: breite Pass-Through-Effekte sichtbar
Die BoJ analysiert die Wirkung der steigenden Löhne auf die Preise für Dienstleistungen. Ueda deutete an, dass höhere Lohnkosten auf breiter Front auf die Dienstleistungspreise übergewälzt werden. Das gilt zumindest im Raum Tokio. Allerdings wird die BoJ prüfen, ob diese Entwicklung landesweit auftritt. „Sollten sich die Lohnerhöhungen auf gleichem Level wie in diesem Jahr fortsetzen, wäre dies eine positiv Entwicklung für uns“, so Ueda, der jedoch auch anmerkte, dass dies allein nicht automatisch zu Zinserhöhungen führen würden.
Politische Unsicherheit und der Yen
Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Faktoren erschweren innenpolitische Unsicherheiten in Japan derzeit die Prognosen. Nach dem Verlust der Mehrheit im Unterhaus durch die LDP-Komeito-Koalition kämpft Ministerpräsident Ishiba um sein Amt. Am 11. November wird das Parlament in einer Sondersitzung den zukünftigen Premierminister bestimmen. Das Ergebnis könnte erhebliche Auswirkungen auf die Finanzmärkte und die wirtschaftspolitische Lage haben.
Im Falle einer Fortsetzung der Yen-Abschwächung gegenüber Euro und US-Dollar und bei anhaltenden Lohnzuwächsen 2025 ist in den kommenden Monaten mit weiteren Leitzinsanhebungen zu rechnen. Doch politische Faktoren erschweren Wirtschafts- und Leitzinsprognosen. Mehr Klarheit bringt die Zeit nach dem 11. November 2024.