©DALL·E 2024-11-08 15.45.34
in

Fed senkt Leitzins erneut – Trump-Ära wirft erste Schatten voraus

von Michael Kordovsky

Die US-Notenbank (Fed) hat am 7. November 2024 ihren geldpolitischen Kurs fortgesetzt und den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Damit liegt der Zielsatz für die Fed Fund Rate nun in einer Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Es war die zweite Zinssenkung nach der im September erfolgten Reduktion um 0,5 Prozentpunkte – ein klares Zeichen für die allmähliche Zinswende.

 

Wirtschaft und Arbeitsmarkt solide, Inflationsziel in Reichweite, aber….

Übersetzt aus dem offiziellen Statement der Fed zur Zinsentscheidung vom 7. November, ist vor allem folgende Passage besonders aufschlussreich:

„Die jüngsten Indikatoren deuten darauf hin, dass sich die Wirtschaftstätigkeit weiterhin in einem soliden Tempo entwickelt hat.

Seit Anfang des Jahres hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt allgemein entspannt, und die Arbeitslosenquote hat sich erhöht, bleibt aber niedrig. Die Inflation hat Fortschritte in Richtung des Ziels des Ausschusses von 2 Prozent gemacht, bleibt aber etwas erhöht.

Der Ausschuss ist bestrebt, auf längere Sicht ein Maximum an Beschäftigung und eine Inflationsrate von 2 Prozent zu erreichen. Der Ausschuss ist der Ansicht, dass sich die Risiken für das Erreichen seiner Beschäftigungs- und Inflationsziele in etwa die Waage halten. Die wirtschaftlichen Aussichten sind unsicher, und der Ausschuss achtet auf die Risiken für beide Seiten seines Doppelmandats“.

In diesem Sinne verlief auch die Pressekonferenz zur Leitzinsentscheidung:

Fed-Chef Jerome Powell sagte, dass die wirtschaftlichen Aussichten derzeit solide seien und die Fed hoffe, dass dies so bleibe.

„Diese weitere Rekalibrierung unseres geldpolitischen Kurses wird dazu beitragen, die Stärke der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes aufrechtzuerhalten und weitere Fortschritte bei der Inflation zu ermöglichen“, so Powell, der eine optimistische Grundhaltung zur Wirtschaft und zu jüngsten Maßnahmen zeigte. Die Inflationsrate bewegt sich inzwischen nahe dem Ziel der Fed von zwei Prozent. Doch Powell bleibt gleichzeitig auch vorsichtig. „Wir sehen Fortschritte, aber die Inflation bleibt noch leicht über unserem Zielwert. Wir werden weitere Daten abwarten, um unsere Schritte abzustimmen.“ Damit signalisiert er indirekt eine gewisse Bereitschaft, zwischendurch auch mal mit weiteren Zinsschritten abzuwarten, zumal es zahlreiche Unsicherheiten gibt:

Unsicherer Ausblick und Trump-Einfluss

Das Risiko globaler Entwicklungen, wie geopolitische Spannungen werden – ebenso wie eingehende Wirtschaftsdaten – werden von der Fed genau beobachtet. Powell unterstrich, dass die Fed bereit sei, die geldpolitische Ausrichtung anzupassen, falls Risiken auftauchten, die die wirtschaftlichen Ziele gefährden könnten. Ein neuer Risikofaktor kam erst vor wenigen Tagen hinzu:

Die jüngste Zinssenkung erfolgte nur zwei Tage nach der Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Powell stellte jedoch klar, dass die Wahl keinen Einfluss auf die kurzfristigen geldpolitischen Entscheidungen habe. „Um den Zeitpunkt oder den Inhalt möglicher fiskalpolitischer Änderungen zu kennen, ist es noch zu früh“, sagte er und wies darauf hin, dass die Fed keine Spekulationen über künftige fiskalpolitische Maßnahmen anstellen werde.

Trumps Pläne – darunter aggressive Zölle, Einschränkungen bei der Zuwanderung und fortgesetzte Steuersenkungen – könnten jedoch langfristig die Inflation anheizen und die Zinspolitik beeinflussen. Der Rentenmarkt reagierte bereits mit einem Anstieg der Renditen, was die Unsicherheiten in Bezug auf Trumps Wirtschaftspolitik widerspiegelt.

Für die kommenden Monate preisen die Märkte weitere moderate Zinssenkungen ein. Dennoch bleibt der Ausblick unklar, insbesondere angesichts der potenziell inflationstreibenden Maßnahmen der neuen Administration. Für den Fall, dass sich die zukünftige Fiskalpolitik als inflationstreibend entpuppt, dürften sich weitere Leitzinssenkungen verzögern und im Extremfall einer angeheizten Konjunktur finanziert mit neuen Staatsschulden sind sogar erneute Leitzinsanhebungen kein Tabu mehr.

Dann jedoch würde das große Risiko eines Machtkampfes zwischen der Fed und Trump bestehen. Letzterer könnte dann versuchen, einer restriktiven Geldpolitik entgegenzuwirken. Doch die Fed ist in ihren Entscheidungen unabhängig und Powell stellte klar, dass er nicht zurücktreten werden, sollte Trump ihn dazu auffordern.

Angebot für junge Kunden

Deckungsgrenze erweitert