Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Österreich hat in den ersten drei Quartalen 2024 einen besorgniserregenden Höchststand erreicht. Laut dem Gläubigerschutzverband Creditreform stieg die Gesamtzahl der Insolvenzen um 23 Prozent auf 5.000 Verfahren. Damit wurden erstmals die Zahlen des Vor-Pandemie-Niveaus übertroffen. Besonders deutlich zeigt sich der Anstieg bei eröffneten Insolvenzen, die um 24 Prozent auf über 3.000 Fälle zulegten, während Insolvenzen, die mangels Vermögen abgewiesen wurden, um 21 Prozent auf 1.900 Verfahren stiegen.
Ein Jahr nach der Insolvenz der SIGNA Holding GmbH hat es nun mit KTM ein weiteres prominentes Unternehmen der österreichischen Industrie geroffen. Die Auswirkungen des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds sind zunehmend auch in der traditionell stabilen Industrie zu spüren. „Österreich steuert auf ein Rekordjahr an Firmeninsolvenzen zu“, warnt Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes Creditreform. Hauptursachen seien ein Rückgang der Exporte, ein Einbruch des Binnenkonsums und hohe Kosten, insbesondere bei Energie, Material und Löhnen. „Eine ausufernde Regulatorik macht es immer mehr Unternehmen schwer, erfolgreich zu wirtschaften“, so Weinhofer weiter.
Die wirtschaftliche Lage Österreichs ist von einer Rezession geprägt, die von einer Teuerungskrise begleitet wird. Unternehmen kämpfen mit sinkenden Margen, hoher Inflation und einer rückläufigen Nachfrage. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen leiden unter Kapitalmangel und den gestiegenen Lohn- und Energiekosten.
Regionale Unterschiede zeigen, dass das Burgenland (+60 %), Vorarlberg (+54 %) und Salzburg (+31 %) den stärksten Zuwachs an Insolvenzen verzeichnen. Während die höchste Insolvenzrate in Wien mit 22 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen liegt, ist Vorarlberg mit nur 8 Insolvenzen je 1.000 Unternehmen am wenigsten betroffen. Im österreichweiten Durchschnitt mussten mehr als 13 von 1.000 Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen.
Im Branchenvergleich wurden die meisten Insolvenzen im Handel (889 Fälle), Bauwesen (836 Fälle) und unternehmensbezogenen Dienstleistungen (779 Fälle) verzeichnet. Besonders stark betroffen ist die Sachgütererzeugung und Industrie, wo die Insolvenzen um 42 Prozent anstiegen. Das Bauwesen verzeichnete ein Plus von 35 Prozent, während das Kredit- und Versicherungswesen mit 51 Prozent den stärksten Anstieg verbuchte. Die Transportbranche bleibt weiterhin anfällig, mit 37 Insolvenzen je 1.000 Unternehmen.
Ausblick 2024: Erstmals seit 16 Jahren wieder 7.000 Insolvenzen erwartet
Der Wirtschaftsstandort Österreich steht massiv unter Druck. Creditreform prognostiziert, dass die Zahl der Insolvenzen 2024 erstmals seit 2009 wieder die Marke von 7.000 Fällen erreichen wird – ein Niveau, das zuletzt während der Finanzkrise verzeichnet wurde. Externe Faktoren wie die schwache Wirtschaft in Deutschland belasten insbesondere österreichische Zulieferbetriebe. Hinzu kommen interne Herausforderungen wie gestiegene Lohnstückkosten, hohe Energiekosten und ein schwächelnder Binnenkonsum. Um die wirtschaftliche Lage zu stabilisieren, ist eine gezielte Standortpolitik dringend erforderlich. Maßnahmen zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Unterstützung angeschlagener Unternehmen sind nun entscheidend, um die wirtschaftliche Basis Österreichs zu sichern und weitere Insolvenzen zu verhindern.