©DALL E
in

Chancen und Risiken von Kryptowährungsreserven zum Schuldenabbau von Staaten

von Michael Kordovsky

Die Idee, Kryptowährungen gezielt einzusetzen, um Staatsschulden abzubauen, hat in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen. Insbesondere in den USA haben prominente Persönlichkeiten und Politiker diesen Ansatz diskutiert. Die Chancen und Risiken dieses Konzepts könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein.

Staatliche Kryptowährung mit Wertsteigerungspotenzial

Die Einführung einer staatlichen Kryptowährung, die durch eine kontrollierte Verknappung reguliert wird, könnte ein innovativer Weg sein, Reserven zu schaffen und Kursgewinne zu realisieren. Ein solcher Mechanismus würde die Vorteile des begrenzten Angebots nutzen, das viele Kryptowährungen auszeichnet, um einen steigenden Wert zu ermöglichen. Die erzielten Kursgewinne könnten dann gezielt zum Schuldenabbau verwendet werden.

Michael Saylor, Vorsitzender von MicroStrategy und ein bekannter Befürworter von Bitcoin, hat den Vorschlag gemacht, eine nationale Bitcoin-Reserve aufzubauen. Laut seinen Berechnungen könnte eine solche Reserve die US-Staatsschulden um beeindruckende Summen zwischen 16 und 81 Billionen US-Dollar (15,38 und 77,88 Billionen Euro) reduzieren. Saylor argumentiert, dass Bitcoin aufgrund seiner limitierten Menge und seines dezentralen Charakters langfristig ein wertvolles Asset darstellen könnte.

Auch republikanische Senatoren wie Cynthia Lummis haben ähnliche Vorschläge geäußert. Lummis ist bekannt für ihre Unterstützung von Bitcoin und hat sich mehrfach dafür ausgesprochen, Kryptowährungen als strategisches Finanzinstrument zu nutzen. Ihr Vorschlag sieht für die USA eine strategische Bitcoin-Reserve vor für deren Aufbau USD-Schulden aufgenommen werden sollten. Es geht hier um den Kauf von einer Million Bitcoins oder knapp 5 % des vollständig verwässerten Bitcoin-Angebots. Über 5 Jahre sollten jährlich Bitcoins in Tranchen von 200.000 Stück erworben werden. Die Coins wären die nächsten 20 Jahre unverkäuflich, außer sie würden zur Tilgung der US-Staatsschuld eingesetzt. Ob dieser Vorschlag in Gesetzen Ausdruck finden wird, bleibt abzuwarten.

Risiken und Kritiker

Trotz der verheißungsvollen Chancen gibt es gewichtige Risiken und kritische Stimmen. Einer der Hauptkritikpunkte betrifft den inneren Wert von Kryptowährungen, der von vielen Experten als gleich Null betrachtet wird. Der Ökonom Nouriel Roubini hat wiederholt betont, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen langfristig zu ihrem „inneren Wert“ zurückkehren könnten – sprich, wertlos werden. Solche Szenarien würden nicht nur die Investitionen eines Staates gefährden, sondern auch die Glaubwürdigkeit seiner Finanzpolitik.

Ein weiteres zentrales Risiko ist der hohe Energieverbrauch, der mit dem Mining von Kryptowährungen wie Bitcoin einhergeht. Aktuellen Studien zufolge liegt der jährliche Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks bei etwa 140 Terawattstunden (TWh) – mehr als der Stromverbrauch ganzer Länder wie Argentinien. Kritiker argumentieren, dass ein Staat, der auf Kryptowährungsreserven setzt, indirekt eine umweltschädliche Technologie unterstützt, was den internationalen Klimazielen widerspricht.

Auch Regulierungsbehörden weltweit warnen vor den Risiken. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, bezeichnete Kryptowährungen als „spekulative Assets“, die nicht nur finanziell riskant, sondern auch ein Einfallstor für illegale Aktivitäten sein könnten. Die striktere Regulierung von Kryptowährungen, die in vielen Ländern angestrebt wird, könnte zudem ihre Attraktivität und potenzielle Wertsteigerungen erheblich dämpfen.

Fazit

Die Diskussion über Kryptowährungsreserven als Instrument zum Schuldenabbau zeigt ein spannendes Spannungsfeld zwischen Innovation und Risiko auf. Während die potenziellen Gewinne beeindruckend erscheinen, dürfen die erheblichen Risiken, insbesondere im Hinblick auf langfristige Stabilität, Umweltbelastung und regulatorische Unsicherheiten, nicht ignoriert werden. Staaten, die diesen Weg in Erwägung ziehen, sollten eine umfassende Risikoanalyse durchführen und sowohl wirtschaftliche als auch gesellschaftliche Auswirkungen berücksichtigen.

 

„Vienna Life“ in Albanien