Kurt und ich sprechen in diesen Tagen oft über Good old Donald (Trump), der den globalen Informationsraum wie kaum jemand zuvor beherrscht. „Flood the zone with shit“ nannte Trumps ehemaliger Berater Steve Bannon diese Taktik, die Trump in seiner ersten Amtszeit schon gezielt zur Anwendung gebracht hat. Trumps Gegner seien dabei weniger die Demokraten gewesen, erklärte Bannon, sondern die Medien, die die eigentliche Opposition darstellen würden, sich aber nur auf wenige Dinge konzentrieren können. Bannon: „Alles, was wir tun müssen, ist den Raum überfluten, jeden Tag. Drei Dinge auf einmal tun. Wenn sie sich an einer Sache festbeißen, erledigen wir schon die nächste.“
„Jawohl“, sagt Kurt, „genau das ist es, was wir jetzt erleben. Good old Donald versteht sich als Macher und arbeitet, wie mir scheint, jetzt all das ab, was ihm während seiner ersten Amtszeit entweder nicht gelungen ist oder ihn in den letzten vier Jahren gestört hat – eine lange, lange Liste. Frei nach dem Motto: Ich schaffe in drei Wochen mehr als Sleepy-Joe (Biden) in vier Jahren.“
„Ehrlich gesagt“, erwidere ich, „fällt es mir inzwischen schwer, den Überblick zu behalten. Maßnahmen werden angekündigt, dann wieder zurückgenommen, wie z.B. die Importzölle gegen Mexiko und Kanada, während andere von Trumps Entscheidungen durch US-Bundesgerichte blockiert werden, was natürlich einkalkuliert ist. Flood the Zone! Auch die Gerichte gehören ordentlich beschäftigt, um nicht zu sagen überlastet. Außerdem ist manches von dem, was Trump aktuell ausklinkt, hauptsächlich provokative Show, wie das Umbenennen von Bergen und Meeren in etwa, eine Show, die natürlich auch ihren Zweck hat: Wenn die erbosten Gegner aufspringen, um zu protestieren, zieht ihnen jemand den Sessel weg oder versalzt ihnen die Suppe …“
„… oder sie kriegen eine E-Mail“, wirft Kurt ein, „in der sinngemäß steht: Kündigen sie freiwillig und sie bekommen eine Handvoll Dollar! Falls nein, laufen sie Gefahr, gefeuert zu werden mit nichts.“
Wir diskutieren noch eine Weile God old Donalds Flut an Aktivitäten, von denen uns eine besonders Kopfzerbrechen bereitet:
„GAZA!“, sage ich lebhaft. „Er will doch tatsächlich den Gaza-Steifen übernehmen, den seine israelischen Freunde vollkommen verwüstet haben, um ihn in eine Rivera des Nahen Ostens zu verwandeln. Fragt sich mit welchem Geld und vor allem für wen? Sicherlich nicht für die rund zwei Millionen Palästinenser, die er temporär umsiedeln möchte, wobei inzwischen schon wieder die Rede davon ist, dass diese zwei Millionen Menschen irgendwo anders leben sollen. In Jordanien oder Ägypten zum Beispiel, weil diese Länder ohnedies Jahr für Jahr einen Haufen Geld von den Amis bekommen.“
„Nein“, sagt Kurt, „für die Palästinenser will er Gaza nicht übernehmen, aber vielleicht für seine superreichen Freunde, die seine Wiederwahl finanziert haben. Nun ja, es gibt ein Hollywood in L.A., ein Bollywood in Indien – und vielleicht demnächst ein Donald-Wood in Gaza, wo dann einige ausgewählte Palästinenser nach positivem Backgroundcheck durch die CIA als billige Arbeitskräfte die Böden wischen und in Fastfood-Restaurants Pizza und Burger verkaufen.“
Ich überlege eine Weile: „Wäre ein neues Disneyland nicht auch eine glänzende Idee …?“
Kurt beginnt zu lachen. „Da fällt mir ein Zitat ein, auf das ich unlängst gestoßen bin, als ich meine alten Comic Hefte durchgeblättert habe. Das Zitat stammt von Donald – verzeih, ich wollte sagen von Dagobert Duck: Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle! Ich bin Dagobert Duck, Großbankier, Großindustrieller, Großhändler. Kurz, bei mir können Sie alles kaufen!“
Kurt fährt fort: „Und mit ein bisschen Fantasie lässt sich diese Selbstdarstellung wunderbar auf den guten alten Donald anwenden:
Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle! Ich bin Donald Trump, Präsident der Vereinigten Staaten, Milliardär, Geschäftsmann, der größte Dealmaker aller Zeiten und der Erfinder von MAGA: Make America Great Again. Kurz, ich kann alles kaufen!“
Ha-ha-ha! Wir lachen wie schon lange nicht mehr. „Ich kann alles kaufen! Herrlich …“ Ich wische mir die Augen. „Alles kaufen! Klar doch: Grönland, Kanada, den Panamakanal und den Gazastreifen. Na ja, mal sehen, ob das klappt!“
„Nun“, meint Kurt, „vielleicht steckt hinter all dem ein raffiniertes System. Vielleicht bereitet der größte Dealmaker aller Zeiten, der außerdem als großer Friedensstifter in die Geschichte eingehen möchte, auch einen fantastisch genialen Coup vor. Ich stelle mir gerade vor, wie Good old Donald Wladimir Putin anruft und sagt: „Hören Sie, Wladimir, ich bin nicht Joe Biden, dieser Trottel, der den ganzen Schlamassel da in der Ukraine eingerührt hat. Sie und ich sind aus dem gleichen Holz geschnitzt, also lassen Sie uns Klartext reden: Ich gebe Ihnen die halbe Ukraine, also alles, was östlich des Dnjepr liegt. Um den Rest sollen sich die Europäer kümmern, die ich im Übrigen nicht sonderlich leiden kann. Ich will von Kiew nur, dass sie mir die 500 Milliarden Dollar zurückzahlen, die Sleepy Joe in diesem kaputten Land versenkt hat. Und Sie, Wladimir, müssen dafür gar nicht viel tun: Sie müssen nur die Füße stillhalten, wenn ich Grönland, Kanada, Gaza und den Panama-Kanal übernehme und außerdem China und den Iran eindämme. Treffen wir uns am besten in Jalta, dort haben Stalin und Roosevelt 1945 schon einmal einen guten Deal ausgehandelt, der fast 50 Jahre lang gehalten hat. Was sagen Sie? … Churchill war damals auch dabei? … Ehrlich? … Nun, wenn Sie das sagen, Wladimir … Aber die Briten brauchen wir dieses Mal nicht, die machen immer alles so entsetzlich kompliziert. Nein, wir brauchen dieses Mal überhaupt sonst niemanden in Jalta, nur Sie und ich …“