©AdobeStock 25469748
in

Pflege und Betreuung in Österreich

Mag. rer. Soc. Oec. Jürgen Epharim Holzinger, Obmann des Vereins ChronischKrank Österreich

Das Thema Pflege und Betreuung in Österreich ist bereits seit mehreren Jahren ein brisantes Thema zwischen den politischen Entscheidungsträgern und wird gerne von einer zur nächsten Legislaturperiode weitergereicht, ohne eine wirkliche Lösung bzw. zukunftsorientierte Vorgehensweise zu präsentieren.

Viele Probleme kommen dabei erst ans Tageslicht, wenn Betroffene bzw. deren Angehörige den Mut besitzen, diese öffentlich kundzutun. Vor allem in den Bereichen Pflegegeld, 24-Stunden-Betreuung als auch Missstände und Überfüllung in den Pflegeheimen sind die problematischen Schwerpunkte. Auf der Strecke bleiben vielfach die Betroffenen selbst bzw. deren Angehörige und Familien.

In Österreich beziehen rund fünfhunderttausend Menschen Pflegegeld, welches vorwiegend in die Pflegestufe eins bzw. zwei einzuordnen ist. 80 Prozent der Bezieher werden davon zu Hause gepflegt. Höhere Pflegestufen sind mit Stundenaufwendungen versehen, welche von Angehörigen bzw. beispielsweise einer mobilen Hauskrankenpflege kaum mehr bewältigt werden können. Hinzu kommen auch die regelmäßigen Begutachtungen sowie Kontrollen, welche die tatsächliche Pflege weiter erschweren.

Als weitere Möglichkeiten stehen dann Optionen wie ein Pflegeheim oder auch eine 24-Stunden-Betreuung zur Verfügung. Ein Altern in Würde ist wohl auch mit dem Grundsatz verbunden, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben zu können, gerade im Hinblick darauf, dass die Gesellschaft immer älter wird. Dahingehend hat sich gezeigt, dass die 24-Stunden-Betreuung eine mögliche Verlängerung der Betreuung zu Hause sein kann.

Die jeweiligen Betreuer kommen mehrheitlich aus dem Osten, wie beispielsweise Rumänien, Ungarn oder der Slowakei. Viele sprechen kaum oder nur wenig Deutsch und sind gerade für die Pflegebedürftigen eine enorme psychische Belastung, ist doch eine fremde Person im eigenen Haushalt nun aktiv. Neben diesen Veränderungen wird für die Angehörigen auch der Punkt der Finanzierung der 24-Stunden-Betreuung zu einer großen Herausforderung. Neben dem möglichen Pflegegeld mit seinen sieben Stufen gibt es für die 24-Stunden-Betreuung eine staatliche Förderung und zum Teil eine Förderung durch die einzelnen Bundesländer. Viele Familien und Angehörige sind gezwungen, diese Unterstützungsleistungen zu ergänzen, da ansonsten keine Betreuung in den eigenen vier Wänden möglich wäre.

Im Jahr 2018, vor rund sieben Jahren, wurde von der Regierung der sogenannte Pflegeregress in Österreich abgeschafft und damit verhindert, dass der staatliche Zugriff auf privates Vermögen möglich ist, wenn Menschen in einem Pflegeheim betreut werden. Die 24-Stunden-Betreuung wurde davon aber ausgenommen und ohne nähere Regelungen zur Ländersache erklärt. Somit sind dahingehend die einzelnen Bundesländer zuständig und diese entscheiden selbst, ob und wie diese Betreuung gefördert wird.

In sechs Bundesländern gibt es eine Förderung der 24-Stunden-Betreuung: Wien, Kärnten und Salzburg fördern die 24- Stunden-Betreuung überhaupt nicht. Nur in der Steiermark und in Vorarlberg muss unter Umständen die erlangte Förderung zurückbezahlt werden. Es handelt sich demnach nicht direkt um eine Förderung, sondern mehr um eine Art Kredit. In diesen beiden Bundesländern ist es somit möglich, dass das Erbe angetastet wird, wenn ein Angehöriger zu Hause gepflegt wird. Rückzahlungsaufforderungen sind de facto an der Tagesordnung und erschweren das Altern in Würde erheblich. Die letzte Etappe ist dann der Zugriff auf das Grundbuch durch die Behörde, um die angebliche Förderung zu besichern.

Bei der 24-Stunden-Betreuung sind Pflegekräfte rund um die Uhr an der Seite von Betroffenen und unterstützen zugleich deren Angehörige bei der Betreuung und Rundumsorge. Die Kosten für diese Form der Betreuung betragen rund 2.500 EUR pro Monat. Im Gegensatz dazu liegen die Kosten für einen Pflegeplatz im Heim bei rund 5.000 EUR im Monat. Pflegeplätze in Heimen sind demnach um ein Vielfaches teurer und deren Organisation und Struktur um ein Vielfaches aufwendiger. Trotz dieser enormen Einsparung für die öffentliche Seite, wird die Betreuung zu Hause benachteiligt.

Pflegeheime werden durch die Abschaffung des Pflegeregresses vom Staat getragen, obwohl massive Mehrkosten vorhanden sind, und es wird dennoch nicht auf das private Vermögen oder das der Erben zurückgegriffen. In Anbetracht dieses Missstandes ist es wohl besser, nichts an Vermögen aufzubauen bzw. zu haben.

Lesen Sie mehr dazu in der aktuellen risControl Print Ausgabe (August 2025)

Halbjahresergebnis