risControl sprach mit Wolfgang Lechner, Geschäftsführer der PRIVATCONSULT, über Kurssicherung und Baisse-Spekulation.
Angenommen ein normaler Privatanleger will von fallenden Aktienkursen oder einem Bondcrash profitieren, oder es geht nur um reine Baisse-Spekulation. Welche Instrumente sind hier zweckmäßig?
Lechner: Grundsätzlich gibt es viele Wege ein Portfolio abzusichern bzw. von fallenden Kursen zu profitieren. Von unterschiedlichen derivativen Instrumenten wie Futures und Optionen auf entsprechende Indizes bis hin zu komplexeren Swap-bzw. Zertifikate-Strukturen. Für Privatanleger, die nicht über Margin-fähige Konten/ Depots verfügen, reduzieren sich die Möglichkeiten, wenngleich dennoch zahlreiche Produkte zur Verfügung stehen. So können beispielsweise Optionsscheine auf Aktien oder Anleihen Indizes oder sogenannte Short-Zertifikate oder Short (Reverse) ETFs herangezogen werden.
Nach welchen Kriterien soll die Auswahl getroffen werden?
Lechner: Die Auswahl hängt grundsätzlich davon ab, wieviel Kapital man binden möchte, ob ein Hebel zum Einsatz kommen soll und ob man linear an fallenden Kursen profitieren möchte oder ein anderes Auszahlungsprofil sucht. Die Risiken solcher Produkte stellen sich sehr unterschiedlich dar und sind für den privaten Anleger oftmals schwer erkenntlich und zumeist schwer zu kalkulieren. Selbst wenn man in der Lage ist, die Risiken mathematisch darzustellen, fehlt es oftmals an der Erfahrung. Denn zusätzlich zu den üblichen Markt- und Produktrisiken kommen weitere Risiken hinzu, wie das Timing-Risiko und das Risiko der Auswahl des richtigen Produktes für das persönlich verfolgte Ziel.
„Den Anlegern muss bewusst sein, dass viele Produkte auch mit Nachschussverpflichtungen einhergehen können. Das bedeutet, dass in einem solchen Fall der Verlust theoretisch unbegrenzt sein kann, sprich mehr als das eingesetzte Kapital verloren werden kann“.
Wie steht die PRIVATCONSULT zu Baisse-Spekulationen mit Derivaten?
Lechner: Wir würden privaten Anlegern niemals empfehlen auf eigene Faust Short-Spekulationen zu tätigen, sondern raten vielmehr dazu Risiken im Portfoliokontext zu betrachten und bei Bedarf in Form von Realisierungen (temporärer Cash-Aufbau) bzw. Umschichtungen in defensivere Bausteine/ Assetklassen zu minimieren und nicht zusätzliche neue und schwer durchschaubare Risiken aufzubauen. Wir verstehen, dass viele Anleger nach Chancen suchen, von fallenden Märkten zu profitieren, doch langfristig erfolgreicher Vermögensaufbau erlaubt keine Spielerei. Wir warnen ausdrücklich vor den Gefahren solcher Geschäfte. Den Anlegern muss bewusst sein, dass viele Produkte auch mit Nachschussverpflichtungen einhergehen können. Das bedeutet, dass in einem solchen Fall der Verlust theoretisch unbegrenzt sein kann, sprich mehr als das eingesetzte Kapital verloren werden kann. Als professioneller Vermögensverwalter gehen wir niemals solche Risiken für unsere Kunden ein, sondern adressieren Chancen und damit einhergehende Risiken grundsätzlich über die strategische Asset Allokation.
Mit welchen Instrumenten sichert die PRIVATCONSULT Kundenportfolios gegen Aktienkursverluste und Währungsverluste ab? Wie wird dabei vorgegangen?
Lechner: Neben Rebalancing-Logiken über Produkte und Assetklassen hinaus kommen bewusst Fondsstrategien zum Einsatz, die von bspw. höherer Volatilität oder Schwankungsbreite profitieren und damit einen gewissen permanenten Schutz darstellen. Insgesamt ist der richtige Strategie- und Währungsmix und damit einhergehende Diversifikation über Anlageklassen langfristig der beste Schutz – zumal sich in der Regel ein Aktienverlust nicht zeitlich eindeutig ankündigt und sich nach einem ersten größeren Kursverlust das Kursniveau mittelfristig bereits nicht mehr so unattraktiv darstellt. Die strategisch langfristig gewünschte Ausrichtung kann als das wesentlichste Kriterium angeführt werden. Taktische Maßnahmen und damit einhergehende temporäre Risikoreduktionen spielen lediglich eine untergeordnete Rolle. Neben der Chance einen Abschwung entsprechend abzufedern, darf man das Risiko bezüglich des richtigen Timings, insbesondere auch bezüglich des richtigen Wiedereinstiegs nicht unterschätzen. Als Vermögensverwalter bieten wir unter anderem Konzepte und Strategien an, die bewusst ein geringeres Aktienmarktbeta (Sensibilität) sowie kurze Laufzeitrisiken im Anleihensegment (geringe Duration) ausweisen, weshalb auch in stürmischen Zeiten die Volatilität erträglich und die Chancen gewahrt bleiben. Wir vermeiden proaktiv kurzfristigen Aktionismus, unnötiges Timingrisiko und damit verbunden erhöhte Transaktionsspesen für unsere Kunden.
Wir danken für das Interview.