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Kryptowährungen und digitale Assets: Beratung oder Finger weg?

von Michael Kordovsky

Digitale Assets sind weit mehr als Bitcoin und Ethereum: Sie umfassen heute ein breites Spektrum an Vermögenswerten – von Kryptowährungen über digitale Anteile an Immobilien und Unternehmen (Security Tokens) bis hin zu tokenisierten Kunstwerken oder sogar Edelsteinen. Ihr gemeinsames Fundament: die Blockchain, eine dezentrale, fälschungssichere Datenbank.

Markt und Dynamik – Faktencheck

Per 22. Mai 2025 liegt die Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen laut CoinMarketCap bei rund 3,5 Billionen US-Dollar. Bitcoin dominiert mit etwa 62,9 % Marktanteil, Ethereum folgt mit ca. 9 %. Dabei gibt es laut investing.com im Mai 2025 bereits 9.820 unterschiedliche Kryptowährungen. Aber der Markt wächst weiter durch Finanzinnovationen: Weltweit sind bereits tausende Kunstwerke und Luxusgüter wie Edelsteine oder Diamanten digital als NFTs (Non Fungible Tokens) oder über Security Tokens handelbar. Ein Security Token ist der digitale Zwilling physischer Wertpapiere, Immobilienanteilen und Beteiligungen aller Art. Dieser digitale Vermögenswert ermöglicht die Darstellung von Eigentumsrechten an einem physischen Vermögenswert auf der Blockchain. Ein Non-Fungible Token (NFT) hingegen ist ein einzigartiger, nicht austauschbarer digitaler Wert, der auf einer Blockchain gespeichert ist. Er fungiert als digitale Besitzurkunde beispielsweise für digitale oder physische Güter wie Kunstwerke, Musik oder virtuelle Gegenstände (z.B. virtuelles Grundstück in einem Online-Spiel). Laut Art Basel & UBS lag das weltweite Handelsvolumen mit digitalen Kunst-NFTs 2023 bei über 1,5 Milliarden Dollar – nach einem Rekordhoch von 17 Milliarden Dollar 2021, gefolgt von einer Bereinigung.

Kunst, Edelsteine und digitale Assets

Digitale Assets eröffnen neue Zugänge zu Sachwerten. Kunstwerke werden als NFTs (Non-Fungible Tokens) digital zertifiziert und über Plattformen wie OpenSea oder Rarible gehandelt. Damit kann ein Bild oder sogar ein Edelstein in digitale Anteile (Tokens) zerlegt und weltweit angeboten werden. Beispielsweise ermöglicht die Blockchain-Firma Everledger die digitale Nachverfolgung von Diamanten: Jeder Edelstein erhält einen digitalen Zwilling, der Herkunft, Eigentum und Wert transparent macht.

Chancen und Risiken – nüchtern betrachtet

Für Anleger entstehen neue Diversifikationsmöglichkeiten – aber zu welchem Preis? Die Volatilität bleibt extrem: Bitcoin verlor 2022 mehr als 60 %, viele NFT-Werte stürzten 2023 um 90 % ab. Betrugsfälle, fehlender Verbraucherschutz und unsichere Regulierung sind reale Gefahren. Die neue EU-Verordnung MiCA (Markets in Crypto-Assets Regulation) bringt ab 2025 mehr Rechtsklarheit für Krypto und Token, doch für digitale Sachwerte wie Kunst und Edelsteine bleibt der Markt teils unreguliert.

Für Berater: Transparenz und klare Haltung

Gerade konservative Berater sollten hohe Risiken, Steuerfragen und das Fehlen von realwirtschaftlicher Substanz bei reinen Kryptowährungen betonen. Für viele Kunden bleibt ein „Finger weg“ aus gutem Grund die professionelle Empfehlung. Vor allem sollte alleine bei Bitcoin auf den hohen CO2-Ausstoss durch das stromintensive Mining geachtet werden. Eines Tages könnte schon unter Klimaschutzaspekten den meisten Kryptowährungen ein Ende gesetzt werden.  Sachwert-Tokenisierung – etwa bei Kunst oder Edelsteinen – mag spannend sein, bleibt aber für Privatanleger spekulativ und oft illiquide. Im Zweifelsfalle sollten Sammler und Anleger nur physische Gegenstände erwerben, die ihnen alleine gehören.

Fazit:
Digitale Assets sind innovativ, aber oft hochriskant und intransparent. Wer als Berater aufklärt, dokumentiert und das Risikoprofil des Kunden konsequent beachtet, handelt verantwortungsvoll – ganz egal, ob mit oder ohne digitale Assets im Depot.

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