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Österreichische Unternehmen nehmen Nachhaltigkeit ernst

KPMG

Noch bevor die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) in nationales Recht überführt wurde, haben zahlreiche österreichische Unternehmen freiwillig erste Berichte gemäß den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) veröffentlicht. Die aktuelle KPMG-Studie „Real-time ESRS: Austria 40“ analysiert diese Pionierberichte und zeigt: Viele Unternehmen handeln nicht aus regulatorischem Zwang, sondern aus eigener Überzeugung – und setzen dabei Maßstäbe.

Analysiert wurden Berichte von vierzig heimischen Unternehmen unterschiedlicher Branchen, die bereits frühzeitig auf ESRS-konforme Berichterstattung umgestellt haben. Im Zentrum stehen dabei die Themen Klimawandel, Arbeitskräfte und Unternehmenspolitik – Bereiche, die mehr als drei Viertel der Unternehmen als wesentlich einstufen. Zusätzlich wurden Kreislaufwirtschaft und Biodiversität von über der Hälfte der Befragten als relevant für die Berichterstattung bewertet – ein Indikator für die zunehmende Differenzierung innerhalb der ESG-Prioritäten.

Ein besonderes Merkmal der österreichischen Berichte ist deren Detaillierungsgrad. Im Durchschnitt identifizierten die Unternehmen 51 sogenannte IROs – also Auswirkungen, Risiken und Chancen. Im europäischen Vergleich liegt dieser Wert deutlich höher: Die Parallelstudie „Real-time ESRS: Fast 50“ weist hier einen Schnitt von nur 32 aus. Auch der Umfang der Berichte zeigt, wie ernst das Thema genommen wird: Während Unternehmen in anderen EU-Staaten im Schnitt 84 Seiten für Nachhaltigkeit aufwenden, umfasst ein österreichischer Bericht im Mittel 168 Seiten – vereinzelt sogar über 300.

Diese Tiefe bringt Herausforderungen mit sich. 85 Prozent der Unternehmen nennen unzureichende Datenverfügbarkeit oder -qualität als zentrale Hürde. Besonders kritisch wird die Genauigkeit von CO₂-Emissionsfaktoren eingeschätzt (98 %), ebenso wie die Datenlage entlang der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette (40 %). Der hohe Anspruch an Transparenz trifft auf noch unvollständige Datenstrukturen – ein Spannungsfeld, das viele Unternehmen aktuell beschäftigt.

Zugleich zeigt sich, dass die österreichische Wirtschaft die Übergangsphase vor der verpflichtenden Umsetzung der CSRD strategisch nutzt. Trotz ausstehender gesetzlicher Verpflichtung werden bereits Prozesse aufgebaut, Systeme getestet und erste Erfahrungen gesammelt. Werner Gedlicka, Partner im Bereich Sustainability Reporting bei KPMG, betont: „Trotz aller Dynamik und Unsicherheit im Hinblick auf die Regulatorik zeigt der Trend, dass Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht nur aufgrund der EU-Gesetzgebung durch die CSRD vorangetrieben wird, sondern immer mehr als Ergänzung der Unternehmensberichterstattung gesehen wird.“

Im Hinblick auf die geplante Omnibus-Initiative, mit der weitere Anpassungen an den ESRS einhergehen sollen, empfiehlt Gedlicka, die verbleibende Zeit konstruktiv zu nutzen. Wer frühzeitig startet, kann nicht nur regulatorisch rechtzeitig liefern, sondern auch intern wichtige Erfahrungswerte aufbauen – ein klarer Wettbewerbsvorteil im sich wandelnden Umfeld.

Die erste freiwillige Berichtswelle zeigt jedenfalls: Nachhaltigkeit wird von vielen österreichischen Unternehmen nicht als Pflicht, sondern als Gestaltungsaufgabe verstanden – und das mit einer Ernsthaftigkeit, die in Europa heraussticht.

Unverzichtbar und Systemrelevant

Vertriebsduo