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Der Anfang vom Ende?

von Mario Passini

Ein Sprecher eines amerikanischen, ganz geheimen Geheimdienstes warnte in einer speziellen Message davor, dass am kommenden Mittwoch, den 16. Februar, im Jahre des Herrn 2022, Russland die Ukraine überfallen wird. Kiew – die Hauptstadt der Ukraine – werde bombardiert, tausend Panzer über die Grenze preschen und ein Raketenhagel wird den Himmel verfinstern. Die Schiffsarmada im Schwarzen Meer wird ihre Landungsschiffe losschicken, um die südlichen Gebiete der Ukraine von Mariupol bis Odessa zu erobern und zu okkupieren. Soweit die angesagte Apokalypse. Woher der geheime US-Geheimdienst diese detaillierten Aufmarschpläne hat, wurde nicht bekannt gegeben. Fragen waren nicht zugelassen.

Zweifellos gefällt sich der russische Präsident derzeit in der Rolle eines Eroberers. Er will den Status quo in Europa mit eindrucksvollem, mächtigen militärischen Drohszenario zu Gunsten Russlands nachhaltig verändern und heimholen, was – seiner Meinung nach – nach Hause gehört. In diesem Weltwinkel soll nur ein Wort gelten: Seines.

Gleichzeitig aber darf behauptet werden, dass Präsident Putin durchaus auch klug und pragmatisch handeln kann. Wie russische Schachspieler, beispielsweise. Auch die kennen ihre Gegner genau. Jeder Zug ist wohl überlegt. So wage ich deshalb die Vorhersage: Präsident Putin mag vielleicht, oder wahrscheinlich, den Angriffsbefehl vorbereitet haben. Aber einen Angriff auf die Ukraine währen der Olympischen Spiele in China? So eingedämmt ist Putin nicht. Er wird es sich doch nicht mit einem seiner letzten „Freunde“, Xi Jinping, Generalsekretär der kommunistischen Partei Chinas, verscherzen. Und ihm die Olympia versauen. Donnerstag, weiß ich, ob ich Recht behalten habe.

Das gibt den westlichen Politikern Zeit ihre schärfsten Waffen, die ärgsten Sanktionen, seit der Vertreibung Adams aus dem Paradies, scharf zu machen und nach Moskau zu pilgern, um Herrn Putin davon zu überzeigen, dass Frieden auch für Russland von Vorteil ist. Der längste ovalen Tisch der Welt illustriert die Kluft zwischen Putin und seinen westlichen Gesprächspartner. Weniger zart besaitete Kommentatoren aus dem Kreml flüstern, der wahre Grund der Größe des Tisches sei die Angst Putins vor einer Ansteckung mit Corona. Na geh? Offensichtlich ist Corona immer und überall.

Die westlichen politischen Größen sitzen einem genialen – politischen – Schachspieler gegenüber. Die Sitzordnung illustriert aber auch eine Isolation von Herrn Putin. Keiner kann behaupten, dessen Gedanken gelesen zu haben. Unterdessen sind annähernd rund 150.000 Soldaten an den Grenzen um die Ukraine versammelt. Steht Putin wirklich kurz davor, den größten Krieg in Europa seit dem WW2 anzuzetteln? Oder ist alles nur ein großer Bluff?

Der französische Präsident, Emmanuel Macron, sagte nach seinem Gespräch mit Putin in Kiew, Herr Putin habe versprochen, dass Russland nicht die Ursache einer Eskalation an der Grenze sein werde. Der Kreml bestritt diese Äußerung sofort und wischte die Vorstellung weg, dass Herr Macron alles verhandelt habe. Aus Putins Umgebung hieß es dazu: „Frankreich sei Nato-Mitglied, aber Paris ist nicht führend. Dieser Block werde von einem ganz anderen Land geführt“, so Putins Sprecher Dmitri Peskow. „Also, über welche Deals können wir reden?“ Im Klartext: Der einzige Gesprächspartner, der für Russland zählt, ist Amerika.

Zwei schöne vorfrühlingshafte Tage noch. Dann wissen wir es. Und das Warten geht weiter. Hölle, wo ist dein Sieg? Präsident Putin auf die Frage, was denn nun passieren werde? „Nitschewo“.

Auch eine Antwort. Wem wird da nicht Angst und Bang, fragt sich Ihr Mario Passini

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