Copyright Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America • CC BY-SA 2.0
in

Die Sage von den kurzen Beinen

von Mario Passini

Bevor wir in das Märchen einsteigen, ein kurzes Aufatmen: Richtig scheint, dass Russland heute nicht in die Ukraine einmarschiert ist. Im Gegenteil: Es wird ein Video gezeigt, in dem man einen Truppentransport Richtung Osten sieht. Beruhigt bin ich deswegen dennoch nicht. Denn wer oder was wirklich wohin fährt ist ungewiss. Wer so wie ich viele Indianerfilme gesehen hat, erinnert sich gesehen zu haben, wie sich der wilde Stamm der Sioux zurückzieht um dann beim Morgengrauen…. Und die geheimen US-Geheimdokumente besagen gar, es gibt ohnedies keinen Rückzug.

Präsident Putin hat gesagt, niemand wolle Krieg in Europa. Richtig. Hoffentlich meint er das auch so. Aber Frieden? Denn ob jetzt die abtrünnigen „Republiken“ Luhansk und Donezk von Russland offiziell anerkennt werden – wie es die Duma in Moskau fordert – ist noch nicht entschieden? Moskau will – so die offizielle Begrünung – den Menschen dort beistehen, da sie unterdrückt, geknechtet und verfolgt werden. Was seltsam genug klingt: Denn gerade diese Gebiete unterstehen dem Kommando der von Russland mit wohlwollen betrachteten Rebellen. Von den hybriden russischen Brigaden abgesehen.

Immerhin, eines hat Präsident Putin erreicht: Der Westen ist einig wie je zuvor. Zumindest bis zum nächsten Wirtschaftsdeal.

Genug. Jetzt zum Thema des Tages: Die Sage von den kurzen Beinen, oder: Sie kriegen ihn.

Es geht um das Wirtschaftsimperium des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Der gibt – natürlich – nicht auf und will noch immer der „wahre“ Präsident sein. Der Kriminalfall um die Vorgänge vom 6. Januar 21 wird derzeit vom US-Kongress aufgearbeitet.

Ebenso bedächtig aber stetig und unaufhaltsam werken die US-Strafverfolgungsbehörden am Fall Trump und an der Klärung der Frage ob Herr Trump den Wert seiner Immobilien übertrieben habe, um seine Kreditgeber zu betrügen, damit sie ihm die bestmöglichen Kreditbedingungen bieten. Die New Yorker Generalstaatsanwältin Frau Letitia James hob im letzten Monat in ihrer Akte mögliche irreführende Aussagen über den Wert von mindestens sechs Trump-Immobilien hervor, darunter Golfclubs in Westchester County, NY und Schottland, sowie Mr. Trumps eigenes Penthouse-Haus im Trump Tower .

Laut Akte behauptet Mr. Trump, dass die (seine) Triplex-Wohnung eine Fläche von 30.000 Quadratfuß habe, was ihr einen atemberaubenden Wert von 327 Millionen Dollar gebe. In Wahrheit sei die Wohnung nur 10.996 Quadratmeter groß. Mr. Trumps langjähriger CFO (Chief Financial Officer), Allen H. Weisselberg, räumte später gegenüber den Ermittlern ein, dass das Unternehmen die Wohnung um 200 Millionen Dollar überbewertet hatte.

Da kommt gerade recht, dass die langjährige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft von Donald J. Trump vergangene Woche die Verbindung zu Trump und seinem Familienunternehmen abgebrochen und erklärt hat, sie könne nicht länger hinter einem Jahrzehnt an Jahresabschlüssen stehen, die sie für die Trump Organisation erstellt habe, wie Gerichtsdokumente zeigen. Die Firma Mazars USA erstellte den Jahresabschluss auf der Grundlage von Informationen, die der ehemalige Präsident und sein Unternehmen zur Verfügung gestellt hatten.

Das Eingeständnis von Mazars, dass die Aussagen grundlegend fehlerhaft waren, sei ein potenzieller Schlag für die Trump Organisation, die versucht, die langjährige Prüfung ihrer Finanzen abzuwehren. Und für Mr. Trump, dessen persönliche Finanzen mit denen seines Familienunternehmens verflochten sind und der seit langem mit Fragen zu seinen Steuern konfrontiert ist, ist Mazars das jüngste in einer langen Reihe von Unternehmen, die im letzten Jahr mit ihm gebrochen haben und diesem Weg gefolgt sind. Darunter mehrere Banken, Versicherungen und Rechtsanwälte.

In einer Erklärung meint die Trump Organisation, dass sie zwar von der Entscheidung von Mazars enttäuscht sei, sie das Schreiben jedoch als Bestätigung ansehe, dass „die Arbeit des Unternehmens in Übereinstimmung mit allen geltenden Rechnungslegungsstandards und -prinzipien durchgeführt wurde und dass solche Aufstellungen über die Finanzlage die und materielle Abweichungen nicht enthalten sind.“

Die Enthüllungen über die Arbeit von Mazars für Mr. Trump erschienen in neuen Gerichtsdokumenten, von New Yorks Generalstaatsanwältin Letitia James. Sie versucht, den ehemaligen Präsidenten und zwei seiner erwachsenen Kinder im Rahmen ihrer zivilrechtlichen Ermittlungen unter Eid zu befragen. Und die Staatsanwaltschaft von Manhattan führt mit Unterstützung von Anwälten aus dem Büro von Frau James eine separate strafrechtliche Untersuchung durch.

Zur Erklärung: Der Ursprung der Untersuchungen begann, nachdem Michael D. Cohen, Mr. Trumps ehemaliger persönlicher Anwalt vor dem Kongress ausgesagt hatte, dass Mr. Trump und seine Mitarbeiter sein Vermögen manipuliert hatten, um seinen Interessen zu entsprechen. Die Untersuchungen der Strafverfolgungsbehörden laufen unteressen unvermindert weiter. Informierte Beobachter meinen: „Sie kriegen ihn“.

Ist auch nicht mehr wahr: „Amerika du hast es besser“, meint Ihr

Mario Passini

Quellen: New York Times, New York Post, The Ecconomist und weitere Quellen

Zuwachs im Westen

Neue Geschäftsführung