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Bringt eine stärkere US-Leitzinsanhebung den Aktienmarkt zum Einsturz?

von Michael Kordovsky

Eine gewichtige Stimme spricht sich für kräftigere Zinsschritte aus und sorgte für fallende Aktienkurse und zwischenzeitliche Renditeanstiege. James Bullard, Präsident der Fed von St. Louis spricht sich wiederholt für schrittweise Leitzinsanhebungen auf einen Prozentpunkt bis 1. Juli aus, während der Fed-Fund-Futures-Markt vergangenen Dienstag bereits für 16. März eine Leitzinsanhebung von derzeit 0 bis 0,25 auf 0,5 bis 0,75% mit einer Wahrscheinlichkeit von 58 Prozent einpreiste, ehe dieser Wert laut CME-FedWatch-Tool bis 18. Februar wieder auf 22,1% zurückging. Angesichts der höchsten Inflation seit 40 Jahren von 7,5% in den USA im Jänner 2022 sollte die Fed jedenfalls Handlungsbereitschaft signalisieren. Die Inflation darf nämlich nicht außer Kontrolle geraten. Unter diesem Aspekt könnte es am 16. März zu einem radikalen Schritt, nämlich einer Leitzinsanhebung um 0,5 Prozentpunkte kommen. Diese News hatten zuletzt den Aktienmarkt belastet. Doch was sagt die Historie?

Einpreisungsmechanismus unterschätzt

Seit Juni 1989 gab es insgesamt fünf Leitzinsanhebungen um 50 oder mehr Basispunkte. Zuletzt fand so ein Ereignis im Mai 2000 statt, zuvor im Februar 1995, August 1994 und Mai 1994, während die einzige stärkere Leitzinsanhebung, nämlich im Ausmaß von 75 Basispunkten im November 1994 stattfand. Solche Schritte stammen also aus Zeiten, in denen das Zinsniveau noch generell höher lag. Wie der Aktienmarkt auf Zinsschritte von 0,5 Prozentpunkten und mehr reagierte, dazu gibt es Daten:

Eine Studie von Dow Jones Market Data setzte sich mit den Aktienmarktreaktionen vor und nach der Bekanntgabe eines 0,5 Prozentpunkte (plus) Zinsschrittes auseinander. Beobachtet wurden der Dow Jones Industrial Average, der S&P 500, der NASDAQ Composite und Russell 2000. Alle vier US-Aktienmarkt-Indikatoren waren die ersten zwei Wochen vor der Leitzinsanhebung negativ und zwar zwischen -0,83% (S&P 500) und -3,01% (NASDAQ Composite). Eventuell ein sensibler Frühindikator auf Zinsveränderungen ist der DJ Industrial Average, der bereits über einen Zeitraum von drei Wochen vor der Leitzinsanhebung ein durchschnittliches Minus von 0,52% verzeichnete. Hingegen ab einer Woche vor dem Zinsschritt gings wieder kontinuierlich bergauf.

Auf ein bis zwei Wochen danach waren die Reaktionen nur noch marginal. Eine Woche danach war der Dow Jones unverändert. Minimal im Minus waren indessen S&P 500 (-0,16%), NASDAQ Composite (-0,37%) und Russell 2000 (-0,39%). Zwei Wochen nach einer Leitzinsanhebung um 0,5 PP (plus) waren Dow Jones und S&P 500 bereits wieder je 0,39% bzw. 0,14% im Plus, NASDAQ Composite und Russell 2000 je 0,45 bzw. 0,53% im Minus. Danach gings kontinuierlich bergauf. Nach einem Jahr lag die Performance der untersuchten Indizes zwischen 15,87% (Russell 2000 und 22,48% (DJ industrial Average). Vor allem Value-Blue Chips und Finanzwerte sind in Phasen steigender Zinsen auf der Gewinnerseite, während sich der Technologiesektor teils schaumgebremst verhält, insbesondere dann, sobald eine geldpolitische Wende im Markt ersichtlich ist. Dies erklärt auch jüngste Underperformance des NASDAQ 100 mit minus 15,5% binnen drei Monaten, verglichen mit minus 4,9% im Dow Jones Industrial Average.

Erklärung: Leitzinsanhebungen sorgen nur kurzfristig für Turbulenzen, denn: Zinsen steigen im Einklang mit einer wachsenden Wirtschaft, die in der Regel auch steigende Unternehmensgewinne zur Folge hat. Allerdings können starke Inflationsschocks das reale Wirtschaftswachstum auffressen, was bereits seit 1973 vier Ölschocks der Vergangenheit zeigten, zuletzt 2008. Diese waren zumindest Co-Faktoren einer Rezession.

Fazit: So lange die Inflation nicht außer Kontrolle gerät, ist trotz Leitzinsanhebungen der Fed mit Wirtschaftswachstum und steigenden Aktienkursen zu rechnen. Eventuell ergeben sich dann in den kommenden Wochen günstige Einstiegschancen.

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