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Inflations-Kurzausblick 2023

von Michael Kordovsky

In den Medien gibt es derzeit nur noch einen Hauptthemenblock, nämlich Teuerung und Ukraine-Krieg. Dabei hat selbst Österreich bereits die Abhängigkeit von russischem Erdgas von 80 auf 20 Prozent reduziert und sogar eine LNG-Pipeline ausgehend von Kroatien ist geplant. Doch die für das kommende Jahr wesentlichen Weichen für die Weltwirtschaft werden ganz wo anders gestellt, nämlich in China, wo Rekordinfektionen durch Covid-19 ganze Städte lahmlegen. In Shanghai dürfen Einreisende innerhalb von fünf Tagen nach ihrer Ankunft  keine Restaurants und Geschäfte betreten während die 30 Millionen-Einwohner-Metropole Chongqing nur noch im Ausnahmefall und mit negativen Corona-Test Ausreisen genehmigt. In Österreich hingegen herrscht buntes Treiben an den Weihnachtsmärkten und die Hauptsorgen betreffen dort die gestiegenen Glühwein-Preise nachdem ein wichtiger Nachrichtensender das Wort „Corona“ schon für längere Zeit aus dem Sprachgebrauch „verbannt“ hat. Jetzt richtet sich der Fokus auf die Teuerung sodass man das Gefühl bekommt den Namen „Österreich“ in „Österarm“ umtaufen zu müssen. Auf der anderen Seite besteht hoher Nachholbedarf an Fernreisen und Weihnachtsgeschenken. Doch die lückenlose Versorgung aller Weihnachtswünsche ist alles andere als sicher, wenn China Seehäfen und Fabriken schließt, um die Null-Covid-Politik weiter fortzusetzen.

Konkretes Beispiel: Apple warnte vor rund zwei Wochen seine Kunden, dass es bei den Auslieferungen des neuen iPhone 14 im Weihnachtsgeschäft zu Verzögerung kommen wird. Tausende Mitarbeiter des Foxconn-Werkes in Zhengzhou, verließen fluchtartig das Fabriksgelände nachdem das Werk zuvor von einem Corona-Ausbruch betroffen war und abgeriegelt wurde. Es kam zu regelrechten Arbeiterunruhen und Kämpfen mit der Polizei. Was aber passiert erst, wenn der Taiwan-Konflikt weiter eskaliert und chinesische Kriegsschiffe im Südchinesischen Meer wichtige Seerouten blockieren? Dieses Szenario ist noch wahrscheinlicher als ein Krieg mit Taiwan.

Anhaltende Lieferprobleme

Die Lieferkettenproblematik begleitet uns auch im nächsten Jahr. Hohe Lohnrunden weltweit gab es bereits heuer. Zwar wird die Konjunkturschwäche in China zwischenzeitlich die Energierohstoffpreise unter Druck setzen und – ähnlich wie in den USA – auch in Europa zu einer Entspannung der Headline-Inflation (Gesamtinflation) führen. Doch die Kerninflation sollte schon alleine aufgrund einer Lohn-Preis-Spirale hoch bleiben und konjunkturelle Erholungstendenzen wären sogar in der Lage nach einer kurzen Entspannung an der Inflationsfront eine zweite Welle zu entfachen. Doch nachdem in den USA die Headline-Inflation im Juni mit 9,1 Prozent ihren Peak erreicht hat und dann kontinuierlich auf 7,7 Prozent zurückging, wiegen sich viele in trügerische Sicherheit, die zuletzt zu rückläufigen Staatsanleihenrenditen am langen Ende führte. Hier drohen im kommenden Jahr eventuell wieder negative Überraschungen beispielsweise durch weitere Angebotsverknappungen infolge markt-taktischer Entscheidungen (zum Beispiel weitere Ölproduktionsdrosselung durch OPEC+) oder erneuter Lieferkettenunterbrechungen.

Energiekostenzuschuß

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