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NIMBY: Not in my backyard

von Andreas Dolezal

Grüner Strom aus Windkraftanlagen und Wasserkraft ja, aber bloß keine Windräder und Strommasten vor meiner eigenen Haustür. „Not in my backyard“, auf Deutsch „Nicht in meinem Hinterhof“, nennen wir dieses Phänomen im Nachhaltigkeitsmanagement. Werden wir die grüne Transformation schaffen, wenn wir von der Gemeinschaft mehr Nachhaltigkeit fordern, aber nicht bereit sind, selbst einen Beitrag zu leisten? Eher nicht.

Erst vor wenigen Wochen ist ein in der obersteirischen Gemeinde Gaal geplanter Windpark am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. In einer Befragung haben sich über zwei Drittel der Einwohner gegen die Errichtung von acht Windkraftanlagen ausgesprochen, die grünen Strom für 30.000 Haushalte erzeugt hätten. Windräder sind wichtig für die Abkehr von fossilen Energieträgern, aber stellt sie ja nicht vor meinem Garten auf. In Österreich nennen wir das auch Floriani-Prinzip.

Jahrelang brodelte der – teils hart bis aggressiv geführte – Konflikt um die 380-kV-Hochspannungsleitung quer durch das Bundesland Salzburg, vom Speicherkraftwerk Kaprun nach Elixhausen im Flachgau. Nach Ende der gerichtlichen Auseinandersetzungen im Oktober 2020 wird die Leitung, deren Planung bis in die 1970er (!) Jahre zurückreicht, nun gebaut und soll 2025 in Betrieb gehen. Nachhaltig erzeugter Strom muss ja irgendwie auch zu den Abnehmern kommen.

„Ja, der viele Flugverkehr schadet dem Klima, ich weiß, aber in den Urlaub komm ich halt nur mit dem Flugzeug.“, rechtfertigte sich ein Bekannter letztens vor mir. „Ich fülle meinen Swimmingpool nicht mit Trinkwasser, sondern mit Wasser aus dem Brunnen.“, lobte sich eine (im Grunde sehr klimabewusste) Freundin selbst. Dass sie damit dem Boden wertvolles Wasser entnimmt, dass auf den angrenzenden Feldern fehlt, und den Grundwasserspiegel noch weiter senkt, kam ihr nicht in den Sinn. Nimbyismus ist augenscheinlich auch ein Wohlstandsphänomen.

Wer A sagt, muss auch B sagen

An diesen Beispielen zeigt sich leider sehr trefflich, dass zwischen grünem Denken und grünem Handeln oft eine große Lücke klafft. Je mehr wir Nachhaltigkeit glaubhaft und tatsächlich leben wollen, desto mehr muss uns bewusst sein, dass wirksamer Klima- und Umweltschutz aktives Handeln bedingt. Und, ja, der grüne Wandel kann auch mit einem gewissen Verlust an Bequemlichkeit und Wohlstand verbunden sein. Das sollten wir uns ehrlicherweise und nachhaltig eingestehen.

Wo das Land endet und das Meer beginnt

2. Quartal