Bei MO‘ Drive, dem Kompetenzzentrum für Service Providing für österreichweites Schadensmanagement mit eigenen Großwerkstätten in Wien Simmering und Oberlaa, sind die Wachstums- und Nachhaltigkeitsstrategien wechselseitig integriert, erläutert MO‘ Drive Geschäftsleiter Wolfgang Weinberger in einem ausführlichen Gespräch mit uns.
Wie kann sich die Mobilitätsbranche an die neuen Technologien anpassen?
Wolfgang Weinberger: Wir befinden uns mitten in einem gesellschaftlichen Paradigmen-Shift, bei dem die Mobilität und alle damit zusammenhängenden Geschäftsbereiche auf dem Prüfstand stehen. Als markenunabhängige Werkstätten und Lackierereien sind wir daher schon seit Jahren gefordert, uns mit richtungsweisenden Technologien frühzeitig auseinanderzusetzen und sie mit Blick auf umweltfreundliche Lösungen in unser Geschäftsmodell und unsere Geschäftsprozesse zu integrieren. Das war und ist alternativlos, im Anwendungsbereich können wir auf ein weites Spektrum zurückgreifen. Kurz gesagt: Reparieren statt Austauschen, raus aus Öl und Gas, energiesparend Lackieren, modernste OEM-Antriebs- und Verfahrenstechnik integrieren, eine aktive Rolle in der Kreislaufwirtschaft einnehmen, Unwetterrisiken vorbeugen und „Grüner Energie“ eine Chance geben. Aufgaben, die ohne substanzielle Investitionen in Technik und Personalentwicklung nicht zu stemmen wären.
Fortschritt benötigt Investitionen, wie ist das bei Mo´Drive?
Wolfgang Weinberger: Etwa eine Million Euro haben wir in den letzten drei Jahren in die Nachhaltigkeit unseres Geschäftsmodells investiert, eineinhalb bis zwei Millionen sind für 2024 und 2025 budgetiert. Jede Investition wird auf Herz und Nieren geprüft. Nicht immer können wir mit Break-Even binnen zwei oder drei Jahren aufwarten, aber mit Potenzialen für die strategische Nachhaltigkeit unseres Geschäftsmodells. Darunter ist auch der Umstieg auf die weltweit umweltfreundlichste, energiesparende Lacktechnologie, die Investitionen in hagelgeschützte Stellflächen und in modernste Verfahren zur Felgenreparatur, in die Qualifizierung als Tesla Approved Body Shop und in arbeitnehmerfreundliche Multifunktionsarbeitsplätze, einschließlich einer nivellierten Teststraße für Fahrerassistenzsysteme und lokaler E-Ladeinfrastruktur. Langfristige Kooperationen mit Versicherungsinstituten, Leasinggesellschaften, Mobilitätsanbietern und OEM sind mit nachweisbarem Engagement für Nachhaltigkeit untrennbar verbunden. Das ist gut so, stellt aber viele Branchenkollegen vor unlösbare Investitionsfragen. Wir kooperieren österreichweit mit Werkstattpartnern und sind offen für Subaufträge.
Welche nachhaltigen Investitionen haben Sie noch geplant?
Wolfgang Weinberger: Wir verfügen in Simmering über eine riesige Dachfläche, die wir längst für PV-Anlagen nützen wollten. Die pandemiebedingten Lieferprobleme und exorbitant angestiegenen Preise sind jetzt weitgehend überwunden und wir können daher Anfang 2024 endlich einen großen Teil des Energiebedarfs aus Sonnenenergie beziehen. Das bedeutet eine weitere Groß-Investition für mehr Nachhaltigkeit. Knapp 1,2 Millionen Euro Investitionen stecken in 1.131 PV Modulen mit einer Gesamtleistung von ca. 480,69 kWp und einer erwarteten jährlichen Energieerzeugung von 523,69 MWh. Laut Gutachten sparen wir damit 44 Tonnen CO2 ein, das entspricht 2045 äquivalent gepflanzten Bäumen.
Die Versicherungswirtschaft meldet weniger KFZ Schäden aber höhere Reparaturkosten, was sagen Sie dazu?
Wolfgang Weinberger: Moderne Autos sind so sicher wie nie zuvor. Die Folge sind weniger häufige Unfallschäden und weniger dramatische Unfallfolgen. Dahinter steckt Hi-Tech, die alles andere als billig ist und nach einem – leider trotz allem nicht vermeidbaren – Crash ordentlich ins Geld gehen kann. Es brauche daher Transparenz und Fairness bei der Schadensregulierung. Fortschrittsfähigkeit für mehr Nachhaltigkeit verlangt uns viel ab: Investitionen in Hardware, Software und in das Know-how hervorragender Mitarbeiter, die erstklassige Arbeiten ermöglichen, machen sich bezahlt. Vorausgesetzt, unsere Auftraggeber erkennen den Wert. Das ist mittlerweile kein zentrales Thema mehr und eine wichtige Voraussetzung, um talentierte Menschen dazu zu bewegen, bei uns als Lehrling oder Profi anzudocken. Schließlich gehe es um ein Berufsbild, das permanente Fortbildung braucht, um in einem schrumpfenden, aber zunehmend anspruchsvollen Hi-Tech-Markt am Ball und damit am Markt zu bleiben.
Wir danken für das Gespräch.