Der 3-Monats-Euribor hat mit einem Rückgang auf 2,521 % (bis 21. Februar 2025) bereits die nächste (mögliche) Leitzinssenkung der EZB vorweggenommen. Noch am 22. November 2024 lag er mit 3,022 % um rund 0,5 Prozentpunkte höher. Seither hat die EZB am 12.12.2024 und am 30.01.2025 ihre Leitzinsen um jeweils weitere 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Am langen Ende war der Zinsverlauf entgegengesetzt. Der für 20jährige Fixzinsbindungen relevante 20 Jahres-EUR-Swapsatz ist hingegen vom 22. November bis 21. Februar bereits von 2,269 auf 2,445 % gestiegen – ein Anstieg um 17,6 Basispunkte.
Der absolute Zinsvorteil variabel verzinster Wohnbaukredite löst sich immer mehr auf. Rechnet man mit 1,25 Prozentpunkten Aufschlag auf den jüngsten 3-Monats-Euribor, resultiert daraus ein aktueller variabler Wohnbaukreditzins von 3,77 % verglichen mit Konditionen 20jähriger Fixzinskredite im Bereich von 3,65 bis 3,85 %. Doch im Hinblick darauf, dass die Zinskurven historisch betrachtet teils viel steiler als heute waren, ist die langjährige Zinsabsicherung noch immer relativ günstig.
Mittlerweile wird die einst inverse und dann verflachte Zinskurve der EUR-Swapsätze zunehmend steiler. Per 21. Februar stehen 2,315 % im 1-Jahres-EUR-Swapsatz, 2,469 % im 15-Jahres-EUR-Swapsatz und 2,445 % im 20-Jahres EUR-Swapsatz gegenüber. Vor einem Jahr stand es noch 3,6735 % (1 Jahr) zu 2,6393 (20 Jahre). Vor einem Jahr war also die Zinskurve noch invers und der 20-Jahres-Zins lag um 103,4 Basispunkte über dem 1-Jahres-Zins. Heute liegt der 20-Jahres-EUR-Swapsatz bereits um 13 Basispunkte auf dem 1-Jahres-EUR-Swapsatz. Die Zinskurve normalisiert sich zunehmend indem die Zinsen am langen Ende ansteigen.
Das zeigt sich auch am Bondmarkt: Auf Jahressicht haben sich die Renditen 10-jähriger deutscher und französischer Staatsanleihen um je 11 bzw. 39 Basispunkte auf je 2,47 % bzw. 3,22 % verteuert. Eine kräftige Zinswende haben bereits japanische Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit vollzogen, deren Rendite sich auf Jahressicht auf 1,42 % verdoppelte, während es auch bei US-Treasuries zu einem tendenziellen Renditeanstieg kam. Allerdings waren zuletzt dort die Renditen wieder stärker rückläufig, da erwartungsgemäß ein Zollkrieg mittelfristig disinflationär bis deflationär wirkt. In den USA herrscht mittlerweile ebenfalls wieder eine moderat steilere Zinskurve vor: Renditen von 4,20 % bei zweijähriger Treasury-Laufzeit stehen 4,43 % im Zehnjahres-Bereich gegenüber und dieser Spread kann sich zukünftig noch ausweiten.
Bedeutung für Anleger und Kreditnehmer
Was bedeuten diese Entwicklungen nun für Anleger? Wer in Staatsanleihen oder Investmentgrade-Corporate Bonds investiert, ist mit kurzen bis mittleren Laufzeiten zwecks Verringerung des Zinsrisikos voraussichtlich besser positioniert. Hingegen für Wohnbaukreditnehmer im Euroraum bedeutet der aktuelle Trend: Die Zinsabsicherung mit langjährigen Fixzinsbindungen ist nach wie vor relativ attraktiv und sollte es infolge von Zollkriegen zu größeren Verwerfungen mit Null- bis Minizinsen kommen, kann noch immer gegen ein maximales Pönale von 1 % zukünftig umgeschuldet werden.