Per 21. April lag der 3-Monats-Euribor bei 3,261 Prozent, während die Forward Kurve für Herbst dieses Jahres einen Höhepunkt von 3,86 Prozent einpreiste. Abgeleitet aus Zinsdifferenzen zum Hauptrefinanzierungssatz der EZB sind zwei Leitzinsanhebungen um jeweils 0,25 Prozent (wahrscheinlicher) oder eine weitere um 0,5 Prozentpunkte eingepreist. Doch dann fällt die Forward-Kurve im 3-Monats-Euribor wieder ab und für November 2024 sind nur noch 3 Prozent eingepreist. Dies in Kombination mit einer inversen Zinskurve der EUR-Swapsätze impliziert eine nahende Rezession oder zumindest einen entsprechenden Konjunkturabschwung, der disinflationär wirkt und der EZB nach einem Leitzins-Peak von 4,00 Prozent (max. 4,25 %) im Hauptrefinanzierungssatz wieder Spielräume für entsprechende Leitzinssenkungen im Verlauf des Jahres 2024 einräumen könnte. Indessen in den USA, deren Fed der EZB im Zinszyklus ca. vier Monate voraus ist, preisen die Fed-Fund-Futures bereits eine erste Leitzinssenkung für Herbst 2023 ein. Zuvor sollte es aber nach eine Leitzinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte auf 5,00 bis 5,25 Prozent geben. Dann wären dies bereits real positive Leitzinsen. Bis zum 20. März 2024 wird bereits eine Absenkung des Leitzinsniveaus auf 4,00 bis 4,25 Prozent oder darunter mit 57,7 Prozent Wahrscheinlichkeit eingepreist (Quelle: CME FedWatch Tool per 21. April 2023).
Diese Perspektiven stützen den Aktienmarkt und haben vor allem bei niedergeprügelten Technologie-Blue-Chips einen kräftigen Rebound eingeleitet. Im Hintergrund einer schleichenden Bankenkrise und zunehmenden geopolitischen Bedrohungen mehren sich die Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Szenarien, die unter Umständen Notfallszinssenkungen der Fed und EZB erfordern könnten. Auf der anderen Seite sprechen eine hartnäckige Kerninflation und starke Arbeitsmärkte gegen Zinssenkungsspielräume. Auch historische Vergleiche mahnen noch zur Vorsicht.