Christian Nuschele ist seit 2007 bei Standard Life tätig. Er ist aktuell als Head of Distribution & Marketing für die Märkte in Deutschland und Österreich verantwortlich. Unter seiner Führung hat das Unternehmen mehrere strategische Veränderungen vorgenommen, darunter die stärkere Fokussierung auf fondsgebundene Versicherungsprodukte und die Anpassung der Vertriebsstrategie an die neuen Marktanforderungen. In Österreich feiert Standard Life das 25jährige Jubiläum, wir haben mit ihm folgendes Interview geführt.
Was hat einen britisch-irischen Versicherer dazu bewegt, vor 25 Jahren in den österreichischen Markt einzutreten?
Christian Nuschele: Wir freuen uns sehr, unser 25-jähriges Jubiläum in Österreich feiern zu dürfen und auf 25 erfolgreiche Jahre hier zurückzublicken. Der Grund, warum Standard Life nach Österreich kam, ist eigentlich recht einfach. 1996 haben wir in Deutschland einen erfolgreichen Markteintritt geschafft und uns dann nach weiteren europäischen Märkten umgesehen, die zu uns passen. Österreich war besonders interessant, weil es einen stark ausgeprägten unabhängigen Finanzdienstleistungsmarkt hatte – über Versicherungsmakler und Finanzberater – und auch einen sehr aktiven Vertrieb. Zu dieser Zeit war das Tilgungsträgergeschäft in Österreich noch sehr gefragt, und der Markt suchte nach renditestarken Kapitalanlagen. So lag es für uns nahe, den Markteintritt in Österreich zu prüfen. Wir stellten fest, dass sich die Produkte auch sehr gut für den österreichischen Markt eignen und es nur darum ging, steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen anzupassen. Insgesamt waren die Märkte vergleichbar, sodass es für uns logisch war, in Österreich tätig zu werden.
Ist der österreichische Markt weiterhin attraktiv für Ihr Unternehmen?
Österreich ist für uns ein extrem wichtiger Markt. Rund 20 Prozent unseres Neugeschäfts kommen jedes Jahr aus Österreich, was zeigt, wie stark wir hier etabliert sind. Besonders schätzen wir die Stabilität des Marktes, da es bei uns kaum Schwankungen im Neugeschäft gibt und wir kontinuierlich wachsen. Besonders in den letzten fünf bis sechs Jahren ist uns das sehr gut gelungen. Das freut mich sehr und macht den österreichischen Markt für uns so bedeutend – auch persönlich fühle ich mich hier sehr wohl.
Welche Zukunftspläne haben Sie für die nächsten Jahre in Österreich?
Wir sind überzeugt, dass das Thema Ruhestandsplanung auch in Österreich zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Dabei geht es nicht nur darum, ob die Pensionsvorsorge oder die staatliche Pension ausreichend sind oder ob man zusätzlich sparen muss, um den monatlichen Lebensstandard zu sichern. Für uns umfasst Ruhestandsplanung viel mehr. Es ist entscheidend, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen, welche finanziellen Mittel zur Verfügung stehen – ob Sparguthaben, Immobilienvermögen, Erbschaften oder die staatliche Absicherung. Unsere Überlegungen und Produktentwicklungen fokussieren sich auf die Frage der Vermögensverwendung. Es geht nicht nur ums Ansparen, sondern darum, das Vermögen so zu investieren, dass es den individuellen Zielen in der zweiten Lebenshälfte entspricht. Wichtig ist, klar zu definieren, was man mit seinem Vermögen erreichen möchte: Will man es selbst nutzen, vererben, spenden oder in Stiftungen einbringen? Und wie kann man sicherstellen, dass dieser Plan tatsächlich aufgeht. Hier ergibt sich aufgrund der Komplexität der Fragestellungen ein sehr großes Potenzial für Beraterinnen und Berater.
Wie kommt Ihre Produktpalette bei den österreichischen Kunden an?
In Österreich agieren wir grundsätzlich in einer Nische – das liegt weniger an unseren Produkten, sondern vielmehr an unserer Philosophie. Wir bieten ausschließlich Investmentlösungen an, verpackt in Versicherungsmänteln, die Biometrie und Berufsunfähigkeitsabsicherung einschließen, sowie selbstverständlich auch eine Verrentung ermöglichen. Unsere Vorsorgelösungen bieten lebenslange Renten oder Pensionsabsicherung, aber der Kern ist immer das Investment. Wir haben aber uns ganz bewusst für Fondspolizzen ohne Garantien entschieden.
Der Hintergrund ist, dass man, um finanzielle Ziele zu erreichen, investieren muss. Das bedeutet, Risiken zu akzeptieren, aber auch, diese richtig einzuschätzen. Dafür braucht es eine fundierte Beratung. Wir setzen stark auf unabhängige Beratung und Investmentexpertise, was den Markt für uns ein Stück weit einschränkt. Wir sind nicht darauf aus, durch Strukturvertriebe massenhaft Polizzen zu verkaufen. Bei uns steht die qualitativ hochwertige, unabhängige Finanzberatung im Vordergrund. Der Fokus auf Fondspolizzen sorgt dafür, dass wir sicher kein Anbieter für den gesamten Markt sind, aber in der Nische, in der wir tätig sind, haben wir erstens einen ausgezeichneten Ruf, zweitens großen Erfolg und drittens sehr loyale Kunden. Unsere Stornoquoten sind niedrig und die Bestände stabil. Das zeigt, dass wir am Markt gut ankommen.
Lesen Sie das komplette Interview in der November Print Ausgabe.