Wolfgang Kindl (Member of the Management Board of the UNIQA Insurance Group) ©UNIQA Nessweda
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Versichern im Kriegsfall

UNIQA

Finanzielle Verluste werden in der Region zwar nicht geschrieben, große Gewinne aber auch nicht. Die UNIQA bleibt aber trotzdem in der Ukraine, in der Hoffnung, dass irgendwann Normalität einkehrt.

Rund eine Million Kunden hat die UNIQA in der Ukraine und ist damit der fünftgrößte Versicherer im Land. 2023 steuerte die Ukraine für den Konzern einen Vorsteuergewinn von 17,5 Millionen Euro bei. Das Prämienvolumen betrug 89,5 Millionen Euro. Mit Kriegsbeginn 2022 hat sich die Arbeit des Konzerns, der seit rund 20 Jahren in dem Land aktiv ist, stark verändert erklärt Wolfgang Kindl. „Wir waren zwar auf dieses Szenario vorbereitet, aber diese Dimensionen konnten wir nicht antizipieren“.

Ausschluss vom Ausschluss

„Das Land ist zwar im Krieg, aber das Leben geht weiter und es gibt weiterhin Versicherungsfälle“, erklärt Olena Uljee, Geschäftsführerin UNIQA Ukraine.  Jedoch wird nicht in jeder Region des Landes versichert. Von einigen Regionen musste sich der Konzern zurückziehen. Das Land wird in verschiedene Sektoren gegliedert. In grünen Bereichen ist es leichter Versicherungen abzuschließen, in roten und orangen Sektoren hat sich die UNIQA de facto zurückgezogen. „In den umkämpften Gebieten nahe der Front versichern wir so gut wie nichts“, erklärt Teimour Bagirov, Aufsichtsratsvorsitzender der UNIQA Ukraine. Die Hauptgebiete für die Versicherung sind Zentral- und Westukraine. Doch auch in diesen Gebieten entstehen Schäden durch Kriegsfolgen. Dabei spielt die Kfz-Versicherung eine zentrale Rolle, die mit einem Prämienanteil von rund 30 Prozent die wichtigste Sachversicherung in der Ukraine darstellt. „Wenn in Folge eines Raketenangriffs, einer Druckwelle oder durch Drohnen Schäden am Auto entstehen, dann ist das Auto versichert“, erklärt Bagirov. Mit dem Zusatz, je höher das Risiko, desto höher die Prämie. Man hat sich dabei dazu entschlossen, den allgemeinen Ausschluss für Schäden aufgrund von Kriegshandlungen im Falle der Ukraine aufzuweichen und kleinere kriegsbedingte Schäden in der Ukraine außerhalb der Kriegsgebiete (rot, orange) zu decken. Dies gilt sowohl für Privat- als auch für Firmen- und Bankkunden. „Wir tragen dieses Risiko innerhalb unseres Ukraine-Portfolios auf kontrollierte Weise, ohne unsere Solvenz zu gefährden“, erklärt die UNIQA auf Anfrage. Der Zugang zum Rückversicherungsmarkt ist jedoch schwierig, da viele internationale Rückversicherer seit Beginn des Krieges ihre Aktivitäten in der Ukraine eingestellt haben. Um diesen Mangel entgegenzuwirken hat die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) eine Garantie in Höhe von 110 Millionen Euro bereitgestellt, um die Rückversicherung von Kriegsrisiken für den Binnentransport zu unterstützen. Dieses Programm zielt darauf ab, den Versicherungsschutz für Waren und Fahrzeuge im Wert von über einer Milliarde Euro pro Jahr zu erleichtern.

Gesundheitsversicherung als Köder

In der Gesundheitsversicherung ist die UNIQA die Nummer Eins in der Ukraine und der Markt ist weiterhin sehr dynamisch. Es herrscht großer Arbeitskräftemangel und ein großer Bedarf an privater Gesundheitsversicherung auf der anderen Seite, da die staatliche Versorgung oft nicht ausreicht. So versuchen Arbeitgeber durch Zusatzleistungen, wie eine private Gesundheitsversicherung, neue Mitarbeiter anzulocken. Insgesamt machte der Gesundheitsbereich 2023 rund 40 Prozent des Prämienvolumens aus, mit einem Vorsteuergewinnanteil von zehn Prozent. Die Arbeit in der Ukraine wird für den Konzern dadurch erschwert, dass mittlerweile seit Kriegsbeginn 20 Prozent der männlichen Mitarbeiter im wehrfähigen Alter im Lauf der drei Kriegsjahre einberufen wurden. Insgesamt beläuft sich, laut Uljee, der Anteil der Männer jedes Alters bei einem Drittel der Belegschaft.

Verstärkung im Vertrieb

Erfolgreiche Zukunftsperspektiven