Eigentlich sollte ja heute darüber berichtet werden, dass wenn der britische Premier Boris Johnson „bröckelt“ auch der Brexit ins Wanken gerät. Doch ein aktuelles Ereignis hat höchste Priorität: Es gibt KRIEG in Europa!
Natürlich, alle Nachrichtenkanäle sind voll davon. Und wie immer, erfährt man genau das, was man erfahren soll. So beginnt Krieg. Mit einer absonderlichen, befremdlichen Szene. Das russische Fernsehen übertrug das Ereignis life über alle Fernsehkanäle des Landes. Ich habe es auch gesehen. Der Schauplatz ist skurril. Das Bühnenbild protzig, monströs. Eine große, ganz in weiß gehaltene, goldverzierte Halle, mindestens zehn, zwanzig Meter hoch. Eine Kathedrale einer Diktatur. Ganz vorne ein kleiner Schreibtisch. An dem sitzt majestätisch Russlands Präsident Putin. Alleine. So in etwa 20 Meter Abstand sitzen in der Runde um ihn herum – Corona bedingt die Sessel schachbrettartig aufgestellt – etwa zwanzig bis dreißig Mann. Putin erklärt den Zusehern, das seien die Mitglieder des russischen Sicherheitsrates. „Jeder Einzelne von ihnen werde zu Wort kommen“, so der Vorsitzende. Dann beginnt Putin mit seiner Darstellung der Ereignisse ab dem 8. Dezember 2013. Revolutionstag am Kiewer Maidanplatz. Was folgt ist eine verworrene, abwegige Darstellung der Geschichte. Nichts davon ist tatsächlich so geschehen, wie Putin es erzählt. Es ist Putins Märchen. Ein Märchen nach dem Motto Oma frisst den bösen Wolf.
Es ist Putin´s Basis-Story für seine Begründung des Landraubes. Der (russische) Sicherheitsrat fordert, bittet, ja fleht den Präsidenten an, die abtrünnigen, von Kollaborateuren geführten Provinzen, Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten anzuerkennen. Der Präsident lässt sich überreden und sagt vor der Fernsehkamera, er werde die Bitten des Sicherheitsrates prüfen und bis abends Abend seine Entscheidung bekannt geben.
Pure Heuchelei. Lange schon ist entschieden die Ukraine einzukassieren. Abends erklärt Putin dann, ja, er folge der Bitte des Sicherheitsrates und werde die beiden abtrünnigen Provinzen anerkennen – um in den „Volksrepubliken für Frieden zu sorgen“. Zwei Stunden später befiehlt er, den längst bereitstehenden, Truppen, den Einmarsch. Putin nennt sie Friedenstruppen.
Was kümmern den Diktator Völkerrecht, Vereinbarungen, Verträge. Alles nur Propaganda. Dutzendweise sind europäische Spitzenpolitiker nach Moskau geflogen, um mit Putin über Frieden zu reden. Er hat ihnen zugehört und Verständnis und Frieden versprochen. Alles nur Schein. Jetzt steht so mancher europäischer Spitzenpolitiker ziemlich belämmert da. Man hätte sich die Reisekosten ersparen können. Wenn man nur das Gehirn eingeschaltet hätte.
Jetzt wird die Zivilbevölkerung in den Pseudoprovinzen evakuiert. Klar. Freies Schussfeld. Man erzählt den Menschen für sie seien neue gute Quartiere im sicheren Russland bereitgestellt. Es sind Zeltlager! Ein schlechter Tausch. Die Truppe erwartet den Befehlt zum weiteren Vormarsch. Alles längst geplant.
Und der „Westen“? Im Zentrum, in Brüssel, kommt man zusammen, um zu diskutieren! Natürlich soll es Konsequenzen geben. Doch weil Putin nicht gleich die ganze Ukraine geschluckt hat, soll es nur „abgestufte“ Konsequenzen geben. Zunächst wird der Handel mit den abtrünnigen Provinzen unter Sanktionen gestellt. WOW. Der Tabakladen in der Luhanskerstrasse wird stark darunter leiden.
Bevor man mehr und stärker sanktioniere, müsse man abwarten, um zu erkennen was Putin vorhat. Haben diese Politiker noch alle? Ist Putins Kriegsplan nicht klar erkenntlich. Westliche Politiker sollten nicht abwarten, sondern denken! Der wahre Grund der Darstellung erbärmlicher Unfähigkeit ist, dass sich die Herrschaft mehr um das Schicksal der Loius-Vuitton-Taschen ihrer Gemahlinnen sorgen.
Erschreckend ein ranghoher deutscher Politiker aus der Regierungsfraktion im Morgenfernsehen (Dienstag, 22-0), in etwa: „Wir sollten nicht Konfrontation suchen, sondern uns auf humanitäre Schritte konzentrieren. Gefangenenaustausch etwa.“. Das ist die „Verteidigungslinie“ des Westens. Putin brüllt vor Lachen. In Moskau kreisen die Vodkaflaschen. Putin kann mit dem „Westen“ machen was er will. Er wird keine nennenswerte Gegenwehr finden. Appeasement – Beschwichtigungspolitik – nennt man das. War auch schon einmal. Hat versagt. Bis jetzt ist bekannt, dass man einige Banken und 3 (drei !) Personen „sanktioniert“. Wäre die Verteidigungsstrategie des Westens ein Bühnenstück, im Kulturteil der Zeitungen könnte man dann von einer erbärmlichen, dämlichen Aufführung lesen.
Wohin das führt, zeigt die Geschichte. Einer der größten österreichischen Politiker sagte dereinst: „Lernen´s Geschichte!“ Allerdings nicht jene die uns Präsident Putin verzapft. So gesehen hat Europa schon verloren. Und was werden die hauptberuflichen Politamateure machen, wenn Staaten im Herzen Mitteleuropas, die bekanntlich offen russlandfreundlich sind, auch nach russischen „Friedenstruppen“ rufen? Wenn Sie die „Perspektive EU“ mit der Russischen Föderation austauschen? Dazu sagen die westlichen Kapazunder: Na dann werden wir aber ganz starke, drastische Sanktionen verhängen und schärfste Kritik üben.
Was hier niedergeschrieben ist gilt nur für die vergangenen Stunden. Es hängt von Putins Plan ab was als nächstes passiert. Alles ist längst arrangiert, programmiert, organisiert und als Befehl schriftlich vorbereitet. Nichts passiert ungewollt.
Ein trostloser Vergleich zum Schluss: Der Westen wartet, bis er vom sprichwörtlichen Zug überrollt wird. Doch nach dem, dem Westen vorliegenden Fahrplan fährt hier gar kein Zug. Man sei also sicher. Logo auch: Für den Eisenbahnverkehr ist die NATO nicht zuständig. Einfach bemitleidenswert. Würde es nicht die Lebensumstände jedes Einzelnen von uns treffen.
So agieren jene von denen die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder abhängt. Könnten verlorene Generationen sein fürchtet, ihr
Mario Passini
in Kolumne