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Krieg in der Ukraine und dessen Einfluss auf die europ. Versicherungs­wirtschaft

Horror und Entsetzen, das ist es was wir stündlich miterleben müssen. Diesen Krieg, diese humanitäre Katastrophe zu beschreiben, dazu fehlen einem die Worte. Die europäische Versicherungswirtschaft erlebt dieses Szenario in einer starken Solvenz-Position. Bei nahezu allen Versicherern liegen die Solvenz-Kennzahlen innerhalb oder oberhalb ihrer jeweiligen Zielbereiche. Potenziellen Solvenzereignisse sind nicht in Sicht.
Experten meinen, dass selbst bei einem Rückgang der Aktien um 25 Prozent die Solvabilität-II-Positionen der großen Versicherer um weniger als zehn Prozentpunkte fallen würden. Dafür gibt es einen ausgleichenden Effekt durch Zinssätze. Die Experten meinen weiters, dass der Nettoeffekt steigender Zinsen auf die Solvabilität-II-Position der Versicherer positiv sein wird. Nur einige wenige Versicherer haben Direktinvestitionen in Russland und der Ukraine offengelegt. Das heißt, es besteht kein direktes Abschreibungsrisiko für Emittenten oder von deren Lebensgeschäft.

Sowohl der ukrainische als auch der russische Versicherungsmarkt sind für westeuropäische Unternehmen nicht übermäßig wichtig. UNIQA und Vienna Insurance Group sind am stärksten exponiert, allerdings im niedrigen einstelligen Prozentbereich der Prämieneinnahmen. Wobei festzuhalten ist, dass im Privatkundengeschäft das Kriegsrisiko in aller Regel ausgeschlossen ist.

Das Transportgeschäft deckt in aller Regel das Kriegsrisiko auf See und in der Luft, jedoch nicht an Land und nur, wenn der See- oder Lufttransport vor Kriegsbeginn begonnen hat. Es kann davon ausgegangen werden, dass die bisher gemeldeten Ereignisse nicht zu wesentlichen Schäden in der Branche führen werden. Im Allgemeinen gilt: „Politische Risiken sind für Versicherer in aller Regel keine große Sparte:“ Man kann davon ausgehen, dass die Verluste nur gering sein werden.

Unsicherheit besteht im Cyber-Geschäft. Bislang sind keine größeren Cyber-Angriffe bekannt, die zu Versicherungsansprüchen führen könnten. Cyber-Deckungen schließen in aller Regel Kriegshandlungen aus. Doch muss der Versicherer nachweisen, dass ein Cyber-Angriff eine Kriegshandlung war. Das ist In der Praxis oft schwierig nachzuweisen.

Offiziellen Unterlagen zufolge soll UNIQA Investitionen in Höhe von 200 Millionen Euro in Russland und der Ukraine getätigt haben. Darüber soll man rund 150 Millionen Euro an Schuldtiteln der Raiffeisenbank halten. Demgegenüber stehen rund 4,4 Milliarden Euro an Solvency-II-Eigenmitteln im Geschäftsjahr 2020 gegenüber. Uniqa hat sowohl in Russland als auch in der Ukraine lokale Versicherungstöchter. Beide tragen jedoch nur etwa drei Prozent der Prämieneinnahmen und fünf Prozent des Nettoergebnisses zum Geschäft bei – veröffentlichten Informationen zufolge.

Die Generali hält eine 39-prozentig Beteiligung am russischen Versicherer Ingosstrakh. Genauen Zahlen sind nicht bekannt. Man hat sich aber bereits aus der Geschäftsführung zurückgezogen und hat keinen Einfluss mehr auf das operative Geschäft. Man kann aber davon ausgehen, dass mögliche Wertberichtigungen nicht wesentlich sind. Royal London teilte mit, dass man rund 90 Millionen GBP an von russischen und ukrainischen Unternehmen begebenen Wertpapieren hält, wovon 74 Prozent auf das fondsgebundene Geschäft entfallen.

Die Vienna Insurance Group (VIG) teilte im Geschäftsbericht 2021 mit, dass sich die gesamten Prämieneinnahmen aus der Ukraine auf rund 100 Millionen Euro pro Jahr belaufen und in den letzten vier Jahren einen durchschnittlichen Gewinnbeitrag von rund zehn Millionen Euro leisteten. Im Vergleich dazu beliefen sich die gesamten Prämieneinnahmen der Gruppe im gleichen Berichtszeitraum auf elf Milliarden Euro und der Gewinn vor Steuern auf 511,3 Millionen Euro.

Anleger flüchten in die üblichen sicheren Häfen. Das hat zur Folge, dass der Versicherungssektor jetzt noch stärker unterbewertet wird als vor Kriegsbeginn. Man kann davon ausgehen, dass die Zinsen im Einklang mit den zunehmenden Inflationsängsten weiter steigen werden. Insbesondere längerfristige Anleihen könnten unter Druck geraten, weshalb nachrangige Versicherungspapiere weiterhin sehr attraktiv sind.

Quelle: Financial Monitor, Reinsurance News, u.a.

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