Prof. Elisabeth Stadler, CEO Hartwig Löger ©Christoph Schönfellner
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Vorstandswechsel

VIG

Prof. Elisabeth Stadler hat nach fast acht Jahren das Ruder an der Spitze der VIG an Hartwig Löger übergeben. Im November 2022 wurde er vom Aufsichtsrat der VIG zum Nachfolger als Vorstandsvorsitzender bestellt. Hartwig Löger war von 2011 bis 2017 Vorstandsvorsitzender der UNIQA Österreich, ab Dezember 2017 Bundesminister für Finanzen, im Jänner 2021 wurde er zum Mitglied des VIG-Vorstandes bestellt. Wir haben mit Elisabeth Stadler und Hartwig Löger über die Strategie „VIG25“, politische Notwendigkeiten und die Eigenschaften eines CEOs gesprochen.

Auszug aus dem Titelinterview – risControl Print Ausgabe September:

Nach einer beeindruckenden Karriere von zwei Jahrzehnten in leitenden Positionen und fast acht Jahren als CEO der VIG, was waren die denkwürdigsten Augenblicke Ihrer Amtszeit?

Prof. Elisabeth Stadler: Ein besonders bemerkenswerter Moment, war die Akquisition der Aegon-Gesellschaften. Dieser Geschäftsabschluss wurde praktisch aus dem Homeoffice heraus abgewickelt. Wir führten nie persönliche Verhandlungen, sondern erledigten alles virtuell. Letztlich besiegelten wir die Vereinbarung telefonisch mit einem symbolischen Handschlag. Dies war zweifellos ein denkwürdiger Augenblick und ein weiterer wichtiger Schritt in der Positionierungsstrategie der VIG. In Bezug auf Dinge, die ich gerne vermieden hätte, kann ich mich nicht an etwas Wesentliches erinnern. Ich habe vier Jahrzehnte lang in der Versicherungswirtschaft gearbeitet und keinen Tag davon bereut, es hat mir immer Spaß gemacht. Natürlich gab es gelegentlich Rückschläge, aus denen man aber lernen kann, um positiv in die Zukunft zu sehen und diese zu gestalten.

In den vergangenen Jahren hat sich die Versicherungsbranche stark gewandelt. Wie sehen Sie diese Veränderungen?

In den letzten Jahren hat sich zweifellos viel in der Versicherungsbranche verändert. Wenn ich auf meine vier Jahrzehnte zurückblicke, fällt vor allem auf, wie rasant sich die Technologie entwickelt hat. Als ich meine berufliche Laufbahn begann, war das Konzept eines Mobiltelefons noch fremd, und die Arbeitsweise war grundlegend anders. Damals waren Faxgeräte als Kommunikationsmittel zu Kunden und Geschäftspartnern üblich, was heutzutage kaum vorstellbar ist.

Diese Veränderungen beschränken sich jedoch nicht nur auf technologische Aspekte. Auch die Anforderungen an die Mitarbeiter haben sich drastisch gewandelt, und die Belastung ist zweifellos gestiegen. Die kontinuierliche Weiterentwicklung schreitet unaufhaltsam voran, und die Zeit scheint sich immer schneller zu bewegen, was sich auch auf die Arbeitsweise der Menschen auswirkt. Dieser beschleunigte Rhythmus ist möglicherweise nicht immer ausschließlich positiv. Erinnerungen an meine Anfangszeit vor vierzig Jahren kommen hoch, als Geburtstage im Büro gefeiert wurden und regelmäßige Treffen Gelegenheit boten, sich über persönliche Dinge auszutauschen. Heutzutage bleibt für derartige Aktivitäten weniger Zeit, wenngleich sie nicht gänzlich verschwunden sind. Die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen darf jedoch nicht unterschätzt werden, obwohl jeder in seinem beruflichen Arbeitsalltag gefangen ist und vom Zeitdruck angetrieben wird. Dieser Trend ist nicht spezifisch für die Versicherungsbranche, sondern eine allgemeine Entwicklung, die sich in vielen Branchen zeigt.

Herr Löger, welche Pläne und Ziele haben Sie für die VIG?

CEO Hartwig Löger: Vor zwei Jahren haben wir gemeinsam das Strategieprogramm VIG 25 ins Leben gerufen, welches unsere  Schwerpunkte für die kommenden Jahre festlegt. In diesem Kontext ist es nicht unbedingt notwendig, von meiner Seite aus neue Visionen und Strategien zu entwickeln. Vielmehr wird es aufgrund der sich verändernden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen kontinuierliche Anpassungen geben. Es wird eine Fortsetzung eines erfolgreichen Weges sein.

Versicherungslösungen gegen Naturkatastrophen, die Versicherungswirtschaft ruft nach einer gemeinschaftlichen Lösung, wie ist Ihre Meinung dazu?

Löger:  Ich halte es für überaus dringlich und längst seit vielen Jahren überfällig, eine Lösung für den Schutz von Naturkatastrophenschäden zu finden. In meiner bisherigen beruflichen Laufbahn, auch in anderen Positionen in Österreich, habe ich über den Verband gemeinsam mit anderen versucht, die politische Ebene von der Notwendigkeit einer Unterstützung für Versicherte in Österreich zu überzeugen. Aus welchen Gründen auch immer ist es uns bisher nicht gelungen, diese Überzeugungsarbeit in die Tat umzusetzen. Es ist jetzt höchste Zeit und absolut unabdingbar, eine solide Grundlage zu schaffen, um den Menschen die Chance auf angemessenen Versicherungsschutz in diesem Bereich zu ermöglichen.

Eine Chance, dass man die Politik beeinflusst, ist nicht gegeben?

Löger: Nach meinen persönlichen Erfahrungen, die ich kurzzeitig in der Politik sammeln konnte, bin ich der Meinung, in Österreich besteht möglicherweise das Problem, dass aufgrund der Zuständigkeiten der einzelnen Bundesländer im Bereich von Katastrophen und ähnlichen Ereignissen individuelle Interessen bestehen, die einer umfassenden Gesamtlösung bisher entgegenstanden.

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