Laut Daten von Morningstar erlitten langfristige Fonds und ETFs mit Sitz in Europa im laufenden Jahr bis Ende August 2022 Nettoabflüsse von 72,2 Milliarden Euro. Alternative Fonds und Immobilienfonds konnten noch Nettozuflüsse von 844 Millionen bzw. 4.972 Millionen Euro erzielen. YTD betrachtet flossen aus Rentenfonds 79,3 Milliarden Euro, doch im Monat August hat sich wegen attraktiverer Verzinsung dort die Lage stabilisiert: Zufluss von 10,1 Milliarden Euro. Dafür flossen im August 19,1 Milliarden Euro aus Aktienfonds ab, da sich die Kursverluste am Aktienmarkt ausweiteten.
Die Rahmenbedingungen des Marktes haben sich nämlich schlagartig geändert. Die Renditen zehnjähriger deutscher Bundesanleihen, einst negativ, stiegen binnen eines Jahres um 255 Basispunkte (BP) auf 2,45 Prozent, jene laufzeitkongruenter italienischer Papiere um 388 BP auf 4,83 Prozent und die Renditen zehnjähriger US-Treasuries stiegen um 255 BP auf 4,26 Prozent. Der Hauptrefinanzierungssatz der EZB liegt mittlerweile bei 1,25 Prozent. Nun feiern die Online-Konten der Direktbanken ein Comeback:
Kostprobe: Die Renault-Bank bietet 1,20 Prozent auf 1 Jahr, 1,60 % p.a. auf 2 Jahre und 1,80 Prozent p.a. auf 3 Jahre. Und die Santander Consumer Bank hat eine noch attraktivere Staffelung, nämlich: 1,40 Prozent p.a. auf 12 Monate; 1,50 Prozent p.a. auf 18 Monate, 1,90 Prozent p.a. auf 24 Monate und 2,30 Prozent p.a. auf 36 Monate. Unabhängig von der aktuellen Inflationsrate macht es einen Unterschied, ob man beispielsweise 50.000 Euro faktisch unverzinst auf einem Bankkonto liegen lässt oder dafür 2,3 Prozent p.a. (nach KEST: 1,725 % p.a) bekommt. Der Zinsvorteil in absoluten Beträgen wäre pro Jahr 862,50 Euro. Dafür müssen Sparer nur die Konto-Eröffnungsformalitäten abwickeln und schon beginnen die passiven Erträge. Wer noch zuwartet bzw. die nächsten Leitzinsanhebungen der EZB abwartet, könnte sich auf 3 Jahre eventuell bald einer Verzinsung von 3 Prozent p.a. erfreuen. Für manche defensive Anleger verlieren damit Anlegerwohnungen mit 2 bis 2,8 Prozent Mietrendite an Reiz und sie kehren wieder zurück zu den Sparkonten.
Wer hingegen noch zusätzlichen Inflationsschutz wünscht, kann in den kommenden Tagen schrittweise physisches Gold und Goldminenaktien akkumulieren. Im Goldpreis sind bereits so manche Leitzinsanhebungen eingepreist und sollte infolge einer Rezession eine erneute geldpolitische Wende erfolgen winken eventuell sogar explosionsartige Preisanstiege auf über 2000 USD pro Unze.
Fazit: Eine erzkonservative Strategie bestehend aus 75 bis 85 Prozent Sparbücher und 15 bis 25 Prozent physische Edelmetalle (Gold und Silber) könnte im aktuellen Umfeld bereits eine gute (wenn auch nicht vollständige) Kompensation für die Teuerung ermöglichen.