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Resilienz der österreichischen Versicherer in Zeiten wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen

FMA

Der österreichische Versicherungsmarkt war auch im Jahr 2024 von der globalen Zinswende, den Auswirkungen des Klimawandels sowie dem verstärkten Einsatz neuer digitaler Technologien geprägt. Der diesjährige Bericht der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) zur Lage der Versicherungswirtschaft zeigt, dass die österreichischen Versicherungsunternehmen trotz dieser Herausforderungen eine beachtliche Resilienz aufweisen.

Ein zentraler Aspekt, der die Widerstandsfähigkeit der Branche unterstreicht, sind die aktuellen Entwicklungen im Zinsumfeld. Seit der Zinswende durch die Zentralbanken sind die österreichischen Versicherungsunternehmen zunehmend mit einem höheren Liquiditätsrisiko konfrontiert. Dies resultiert insbesondere aus den Auswirkungen des niedrigen Zinsumfelds in den Jahren zuvor, in dem illiquide Investitionen wie Immobilien zunehmend attraktiv wurden. Der Immobilienanteil im Gesamtvermögen der österreichischen Versicherer beträgt rund 10 Prozent, was im europäischen Vergleich einen hohen Wert darstellt und gleichzeitig ein Risiko für die Liquidität darstellt, besonders in Zeiten von Marktschwankungen.

Die FMA hat daher im Rahmen eines umfassenden Stresstests die Resilienz der österreichischen Versicherer gegen Zins-, Inflations- und Marktrisiken überprüft. Die Ergebnisse dieses Tests bestätigen die solide Kapitalausstattung der Versicherungsunternehmen in Österreich. Auch der Klimawandel wurde in diesem Jahr intensiv analysiert. Die FMA hat ihren Klimastresstest auf das FitFor55-Szenario gestützt, welches die Auswirkungen der von der EU angestrebten Klimamaßnahmen auf den Versicherungsmarkt untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die österreichische Versicherungswirtschaft die Anpassungen an den Green Deal weitgehend verkraften kann, jedoch könnten sekundäre Effekte wie Transitionsrisiken bei weiteren Klimamaßnahmen zu Verlusten von bis zu 16 Prozent in den Portfolios führen.

Ein weiteres wichtiges Thema, das 2024 von der FMA untersucht wurde, ist die digitale Resilienz der österreichischen Versicherer im Hinblick auf die ab 2025 geltenden Anforderungen der EU-Verordnung DORA (Digital Operational Resilience Act). Diese Verordnung fordert von Finanzmarktunternehmen, einschließlich der Versicherer, verstärkte Maßnahmen zur Verbesserung ihrer digitalen Infrastruktur und zur Gewährleistung der operationalen Resilienz gegenüber Cyberrisiken. Die österreichischen Versicherungsunternehmen haben bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, um die Anforderungen von DORA zu erfüllen. Dazu gehören unter anderem die Verbesserung der Sicherheitsprotokolle und die enge Zusammenarbeit mit IKT-Dienstleistern. Die FMA hat in diesem Zusammenhang auch eine umfassende Gap-Analyse durchgeführt und in einer Generalprobe getestet, wie gut die Unternehmen auf die neuen Vorgaben vorbereitet sind. Die Ergebnisse zeigen, dass österreichische Versicherer auf dem richtigen Weg sind, jedoch weiterhin Herausforderungen im Bereich der digitalen Resilienz bestehen, die fortlaufend adressiert werden müssen.

Die Ergebnisse der aktuellen Analysen und Stresstests bestätigen, dass die österreichische Versicherungswirtschaft gut positioniert ist, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu begegnen. Die Anpassung an wirtschaftliche und ökologische Veränderungen sowie die Integration von Klimarisiken und digitalen Sicherheitsanforderungen in das Risikomanagement bleiben zentrale Aufgaben für die Aufsicht und die Versicherer selbst.

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