© Rafael Matsunaga
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Ruhig durch Krisenzeiten

von Michael Kordovsky

Mit der herkömmlichen Kombination Anleihen und Aktien stoßen die Anleger auf zunehmende Herausforderungen. Einerseits drücken steigende Zinsen die Bondpreise und auf der anderen Seite geraten die Aktienkurse wegen eines Wirtschaftsabschwungs und zunehmend negativer Quartalsnachrichten immer wieder unter Druck. Um in so einem Umfeld die Verluste zu minimieren oder vielleicht noch bescheidene Renditen zu erzielen, ist eine besondere Portfolio-Ausrichtung erforderlich, deren Erfolg die Universitätsstiftungen von Harvard und Yale belegten.
Wir sind derzeit mit einer der unsichersten Marktsituationen der vergangenen Jahrhunderte konfrontiert. Die alten Spielregeln des Kalten Krieges mit Russland gelten nicht mehr. Dies macht das Verhalten auf beiden Seiten unberechenbar. Während Russland derzeit mit der Drosselung von Erdgaslieferungen droht, besuchte die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, Taiwan und sicherte US-Unterstützung zu. China antwortete mit Militärmanövern und drohte „nicht tatenlos zuzusehen“. Eine militärische Annektion Taiwans durch China kann nun jederzeit erfolgen, zumal die NATO und vor allem die USA noch mit dem Ukrainekrieg beschäftigt sind. Sollte ein Taiwan-Krieg ausbrechen, dann drohen erneut massive Lieferkettenunterbrechungen, die eine globale Rezession auslösen könnten, zumal alleine Chinas BIP-Wachstum wegen der Corona-Lockdowns in Peking und Shanghai vom ersten auf das zweite Quartal von 4,8 auf 0,4% abkühlte.

Kurzlaufende High Yield Bonds

Zwar spricht die Konjunkturabkühlung dafür, dass früher oder später die Notenbanken geldpolitisch wieder zurückrudern, doch es könnte durch neue Lieferkettenunterbrechungen und stärkere Lohnrunden weitere Inflationswellen geben. Das wäre schlecht für die Bondpreise, weshalb man im kurzen Anleihenspektrum derzeit wohl eher besser aufgehoben ist. Nachdem die High Yield Spreads bereits auseinandergingen und sich beispielsweise in den USA bei rund 4,5 bis 5 Prozentpunkten befinden, sind vor allem kurzflaufende High Yield Bonds interessant. Bei europäischen High Yield Bonds liegen die Risikoaufschläge gegenüber laufzeitkongruenten Staatsanleihen, gemessen am ICE BoFA Euro High Yield Index Option-Adjusted Spread per 2. August 2022 bei 5,75 Prozentpunkten. Ein Beispiel für einen passenden ETF ist der PIMCO Euro Short-Term High Yield Corporate Bond Index Source UCITS ETF (ISIN: IE00BD8D5G25). Nach einer Performance von je 1,2 bzw. 3,3% in den Jahren 2020 und 2021 folgte in den ersten sechs Monaten 2022 ein stärkerer Rückschlag. Doch ab Juli setzte ein kräftiger Rebound ein. Die effektive Laufzeit des Portfolios liegt zwischen 2,5 und 3 Jahren und die erwartete Rendite bis Laufzeitende bei 6,12%. Als ethisch orientiertere Alternative mit ähnlichen Performance-Tendenzen dient beispielsweise der Lyxor ESG Euro High Yield (DR) UCITS ETF (ISIN: LU1812090543).

Defensive Aktien

Bei den Aktien sollte auf die Branchenrotation im Konjunkturzyklus geachtet werden. Diesbezüglich untersuchten der Kapitalmarktanalyst von HQ Trust, Sven Lehmann, die relative Wertentwicklung von 17 Industrien vor, während und nach 11 Rezessionen, die das National Bureau of Economic Research seit dem Jahr 1951 bestimmt hat.
Vor allem ist interessant, was während einer Rezession läuft, denn in den USA und Europa zeigten Einkaufsmanager-Indizes für Juli eine Kontraktion der Privatwirtschaft:
Die drei besten Sektoren lieferten bereits schon in den sechs Monaten davor eine Mehrrendite zu allen 17 Industrien, wobei Einzelhandels-Aktien am besten abschnitten. In 9 von 11 Rezessionen lagen sie über dem Durchschnitt – im Mittel lag die Mehrrendite bei 1,44 Prozentpunkten pro Monat. Nummer Zwei ist der Bereich „Medikamente, Seife, Parfüm und Tabak“ mit einer Überrendite 1,31 Prozentpunkten, gefolgt von Lebensmitteln mit 0,90%. Hingegen während der Rezession am schlechtesten schnitten die Branchen Stahl, Transport sowie Erdöl & Erdölprodukte ab.
Daraus lässt sich ein ganz klarer Portfolio Fokus im Aktienbereich ableiten. Interessant erscheinen somit der Supermarktriese Walmart, die Deepest Discounter Dollar Tree und Dollar General, die britische Supermarktkette Tesco und der Naturkostmarkt Sprouts Farmers Market, der ein potenzieller Übernahmekandidat ist. Als Dividendenbringer beigemischt werden können die Tabakwerte Philip Morris International und British American Tobacco. Bei Pflegeprodukten sollte ein Blick auf Colgate Palmolive und Procter & Gamble geworfen werden, während der Nahrungsmittelbereich mit Coca-Cola, Hormel Foods und General Mills abgedeckt werden kann.

Mehr dazu im risControl Print – August

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