Die Branche der Sicherheitsdienstleistungen in Österreich hat sich im letzten Jahr stabil entwickelt. Der Markt erzielte einen Umsatz von rund 1,6 Mrd. Euro, was einer Steigerung von 6,4 Prozent gegenüber 2021 entspricht. Dabei wird der Branche hohe Flexibilität abverlangt. Während 2021 die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur, wie z.B. Betreuung von Teststraßen oder Zutrittskontrollen bei Krankenhäusern noch im Fokus stand, mussten 2022 wiedererstarkte Wirtschaftszweige z.B. im Event- und Flughafensicherheit (Stichwort Tourismus) unterstützt werden, erklärt Robert Grabovszki, Generalsekretär des Fachverbands der Sicherheitsunternehmen VSÖ.
Nach Corona ist auch die Einbruchsstatistik um über 30 Prozent gestiegen. Daher appelliert der VSÖ an die Politik, die Fördermaßnahmen für Investitionen in die Sicherheit bei privaten Wohnungen zu stärken. Elektronische Überwachungssysteme wachsen mit einem Wachstum von 8,1 Prozent stärker als der Gesamtmarkt. Noch stärker ist der Zuwachs im Teilsegment Video, dass mit einem Wachstum von über 17 Prozent einen regelrechten Boom erlebt. Einbruchsmeldesysteme sind in der Nachfrage eher rückläufig, da sie mittlerweile immer häufiger von Zutrittskontrollsystemen substituiert werden.
Dies gilt v.a. für den gewerblichen Bereich wie Shopping Malls und nicht so sehr für den Wohnbereich, erklärt Jürgen Leimer, Vorstand des VSÖ für die Fachgruppe Elektronik. Mit rund 700 Mio. Euro Umsatz ist das personalintensive Segment der Sicherheitsdienstleistungen das größte Segment. Der Umsatz stieg in diesem Teilbereich um 6,2 Prozent. Trotz der positiven Umsatzentwicklung ist dabei die Anzahl der Mitarbeiter in diesem Bereich zurückgegangen, erklärt Robert Grabovszki. Dies sei einerseits auf die Digitalisierungsmaßnahmen der Unternehmen zurückzuführen, doch bleibt der Personalbedarf weiterhin enorm und stellt auch eines der großen Herausforderungen für den Sektor dar, wie der VSÖ betont.
Kampf gegen Fluktuation
Der Personalmangel in der Sicherheitsbranche war auch Thema in den Keynote-Reden. „Es gilt dabei die Rahmenbedingungen für Mitarbeiter zu verbessern“, meint Alexander Kraus, HR-Chef beim Sicherheitsunternehmen G4S Secure Solutions.
Beim Lohn habe man in der Branche nachgebessert. So sind die KV-Lohnerhöhungen 2023 mit +8% bis 20% sehr hoch ausgefallen und es gibt eine Sozialpartnervereinbarung, dass der Monatsgrundlohn von zumindest 2.000 Euro bei 40 Wochenstunden 2024 erreicht wird. Trotzdem wird Österreich als Destination für Zuwanderer immer weniger begehrenswert. Der Standort Österreich ist von 19 auf Platz 26 gefallen, zitiert Kraus eine OECD-Studie. „Deutschland und Schweiz sind für Arbeitskräfte attraktiver. Hier gilt es als Republik etwas zu tun, um als Zuwanderungsland attraktiv zu werden“, erklärt Kraus. In seinem Unternehmen versucht Kraus mit Maßnahmen wie flexiblen Schichtplänen, die das Privatleben der Mitarbeiter berücksichtigen, sowie Karriereperspektiven die Fluktuation so gering wie möglich zu halten.
In einer weiteren Keynote-Speech erklärte Wolfgang Pfarl, Geschäftsführer der „Post Wertlogistik“, – Bereich, der die Geldlieferungen an Unternehmen, Pensionisten und Bankomaten durchführt – die Wichtigkeit der Unternehmenskultur und Diversität in seinem Unternehmen. Sowohl die Unternehmenskultur als auch die Diversität sind die Basis dafür, die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen, die Mitarbeiterfluktuation zu verringern und die Eigenverantwortung zu stärken. Die Diversität, die in der Post gelebt wird, schaffe nicht nur ein positives Betriebsklima, sondern auch ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden. Beratung hilft. „Die Fluktuationsquote ist dabei die harte Maßzahl“, so Pfarl. Der Fachverband der Sicherheitsunternehmen VSÖ versucht durch zielgerichtete Aus- und Weiterbildungsangebote zur langfristigen Bindung von Mitarbeitern beizutragen. Dabei verfolgt der VSÖ das Ziel einer verpflichtenden Grundausbildung für Mitarbeitende im Bewachungsgewerbe, um somit eine Qualitätssteigerung in der Branche zu erreichen. Aber auch bei Fachkräften, vor allem im Bereich technischer Berufe gibt es akuten Personalmangel, der zu Verzögerungen und Terminverschiebungen führt. Seit 2018 gibt es jedenfalls in Österreich einen Lehrberuf des Sicherheitstechnikers, der nicht nur die Attraktivität des Berufsbildes erhöhen-, sondern auch die Lehrlinge nach der Ausbildung an das Unternehmen binden soll.