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Chinas Maßnahmen gegen den Konjunkturabschwung

von Michael Kordovsky

Mit dem Abklingen der Corona-Pandemie befindet sich die chinesische Wirtschaft in einem Zustand schleppender Erholung. Insbesondere spürt die Volkswirtschaft den Einbruch der globalen Nachfrage, was die Ausfuhren der Volksrepublik erheblich beeinträchtigt. Im Juni sanken sie um beachtliche 12,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – der größte Rückgang seit Beginn der Pandemie vor mehr als drei Jahren. All dies hat zur Folge, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal 2023 nur um 6,3 Prozent gewachsen ist, weniger als die Markterwartung von 7,3 Prozent.

Vor diesem Hintergrund hat die chinesische Zentralbank, die Peoples Bank of China (POBC), reagiert und erstmals seit zehn Monaten ihre beiden wichtigsten Leitzinsen gesenkt. Der einjährige Schlüsselsatz LPR (Loan Prime Rate) fiel um zehn Basispunkte auf 3,55 Prozent und der fünfjährige Leitzins sank von 4,30 Prozent auf 4,20 Prozent. Die Senkung dieser Leitzinsen zielt darauf ab, das Kreditwachstum zu fördern und die Wirtschaft anzukurbeln.

Chinas Strategie zur Stärkung der Konjunktur

Zou Lan, Leiter der geldpolitischen Abteilung der POBC, hat angekündigt, dass die Zentralbank eine Reihe von Maßnahmen ergreifen wird, um die Konjunktur anzukurbeln. Dazu gehören mittelfristige Kredite an Geschäftsbanken, Offenmarktgeschäfte und die Anpassung des Reservesatzes für Geschäftsbanken (RRR), der bestimmt, wie viele Kredite die Banken vergeben können. China hat bereits einen neuen Chef der Zentralbank berufen. Vize-Präsident Pan Gongsheng, der seit 2012 Vize der Notenbank war und sowohl in Cambridge als auch in Harvard geforscht hat, hat nun die Verantwortung, die wirtschaftliche Erholung Chinas voranzutreiben. Dies beinhaltet die Deeskalation der Lage am Immobilienmarkt, die Stabilisierung der Währung Yuan und die Vermeidung einer Deflation. Darüber hinaus hat das Politbüro eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, um die Binnennachfrage zu steigern, das Vertrauen in den Markt zu stärken und finanzielle Risiken zu entschärfen. Diese Maßnahmen umfassen die Senkung von Steuern und Abgaben, die Förderung privater Investitionen in Sektoren wie Energie, Wasser, Infrastruktur, Verkehr und Landwirtschaft, und die Stärkung des Konsums durch die Unterstützung der Nachfrage nach Automobilen, elektronischen Geräten und Haushaltsgeräten.

Ausblick

Während die vorgestellten Maßnahmen vielversprechend sind, bleibt abzuwarten, ob sie ausreichen, um die wirtschaftliche Erholung Chinas zu sichern. Experten wie Tommy Wu, Senior Economist der Commerzbank, betonen, dass die konkreten Pläne und deren Umfang noch zu bestätigen sind. Der Internationale Währungsfonds bleibt jedoch optimistisch und bekräftigt seine Wachstumsprognose für China von 5,2 Prozent für das kommende Jahr und erwartet für das folgende Jahr ein Wachstum von 4,5 Prozent. Der wirtschaftliche Aufschwung Chinas scheint also trotz der aktuellen Herausforderungen weiterhin möglich zu sein.

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