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Black-Friday – Mainstreet vs. Wallstreet

von Michael Kordovsky

Qualitätsaktien kaufen, wenn sie billig sind – Fünf Dauerbrenner, bei denen es sich lohnt, auf günstige Einstiegschancen zu warten.

Kluge Hausfrauen streichen sich die Black-Friday-Rabattwoche im Kalender dick an und kaufen sich ihre Lieblings-Handtaschen und Parfüms um 30 Prozent billiger. Hingegen an der Börse veranlassen Kursrückgänge im gleichen Ausmaß verspätet viele zur Panik. Nach dem Motto “Retten was noch zu retten ist“ werden die Panikverkäufe umso stärker je tiefer die Kurse fallen. Doch Aktien von Unternehmen, die dauerhaft werthaltig sind, sollte man gerade dann kaufen, wenn sie deutlich billiger geworden sind und die Regeln zum Erkennen dieser Unternehmen sind denkbar einfach:

So erkennt man werthaltige Dauerbrenner

  • Möglichst lange Firmenhistorie, wenn möglich über 50 Jahre
  • Das Unternehmen ist jenseits des Technologiesektors tätig, wo die technologische Weiterentwicklung ein hohes Risiko der Veralterung in sich birgt. Ein historisches Beispiel ist hier Nokia, die von Apple´s iPhone vom Olymp gestoßen wurde und seither nie mehr die alte Größe wiedererlangt hat.
  • Weltweit bekannte, starke Marken
  • Eine hohe Umsatz- und Gesamtkapitalrentabilität und lange dynamische Wachstumshistorie
  • Wenn möglich, globale Marktführerposition

Fünf Qualitätsaktien

Folgende Unternehmen fallen in diese Kategorie, doch Zocker, Hipster und Besserwisser können diesen Werten wenig abgewinnen, da zu „langweilig“:

Coca Cola:  Die Betriebsgewinnmarge der Jahre 2021 und 2022 liegt bei je 28,7 bzw. 29,8  Prozent des Umsatzes. Noch von 2016 bis 2022 wuchs der Gewinn/Aktie um 6,6 Prozent p.a. und die aktuelle Dividendenrendite beträgt 2,95 Prozent. Die Aktie stuft Zacks mit „Kauf“ ein und der Zacks-Analystenkonsens geht davon aus, dass der Gewinn/Aktie von 2023 auf 2024 2,58 auf 2,78 US-Dollar steigt, woraus ein akzeptables KGV von 21,4 resultiert.

McDonalds: Bis dato konnte laut einer aktuellen Untersuchung in den USA kaum eine Fast-Food-Kette mit dem Preis/Leistungs-Verhältnis von McDonalds mithalten. Von 2009 bis 2022 konnte der Gewinn/Aktie auf 8,32 US-Dollar mehr als verdoppelt werden. Der Analystenkonsens für 2023 und 2024 zeigt bei Zacks nach oben und das für 2024 erwartete KGV liegt mittlerweile mit 22,9 im akzeptablen Bereich. Die Gesamtkapitalrentabilität der vergangenen vier Quartale beträgt 12,4 Prozent.

VAT Group (Gründung 1965): Das  Unternehmen  aus St. Gallen in der Schweiz ist Weltmarktführer bei Vakuumventilen. Diese stellt VAT unter Reinstraumbedingungen her, woraus ein umfassendes Produktportfolio resultiert, wobei das stärkste Wachstum mit der Halbleitindustrie generiert wird. VAT fällt mit einer Gesamtkapitalrendite (ROIC, Return on Invested Capital) von 28 bis 58 Prozent in den Jahren 2015 bis 2022 ins Auge und die Aktienperformance seit 15. April 2016 liegt bei 463 Prozent.

Monster Beverage: Die Performance der Aktie des Energy-Drink-Anbieters lässt in etwa erahnen, was passiert wäre, wenn Red Bull an die Börse gegangen wäre: Wer Ende 1999 1000 US-Dollar in Monster Beverage investierte und die Aktie hielt, verfügt heute über gut 1,16 Millionen US-Dollar. Der Umsatz stieg von 50 Millionen US-Dollar im Jahr 2011 auf 5,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 und für 2023 gehen Analysten bereits über sieben Milliarden aus, während der Gewinn/Aktie von 2022 auf 2023 weiter von 2,28 auf 3,00 Dollar explodieren sollte, weshalb selbst ein KGV von über 35 niemanden erschrecken sollte. 

Procter & Gamble: Das 1837 gegründete Unternehmen liefert die bekanntesten Haushalts- und Pflegemarken wie Ariel (Waschmittel), Always, Gillette, Old Spice (Duschgel), Oral-B und Meister Proper. Wer vor genau 20 Jahren 10000 US-Dollar investiert hätte und die Dividendenerträge in die Aktie reinvestierte, würde am 16. Februar 2023, über 56.660 US-Dollar verfügen, was einer Performance von 9,06 Prozent p.a. entspricht. Das Unternehmen zahlt seit 132 Jahren Dividenden und konnte bereits 66 Jahre in Folge die Dividende steigern. Von 2018 bis 2022 wuchs der Gewinn/Aktie von 12,2 Prozent p.a..

Wie vorgehen?

Wieder zurück zur Hausfrau, die sich Geld auf die Seite legt, um in der Black-Friday-Woche ihre Handtasche um 25 bis 30 Prozent billiger einzukaufen. Der einzige Unterschied zu den Börsianern ist, dass sie bereits mehrere Monate im Voraus in etwa weiß, zu welchem Zeitpunkt sie billig einkaufen kann. Hingegen an der Börse ist eine Kombination aus Geduld und schneller Handlungsbereitschaft erforderlich. Letztere äußert sich darin, dass Anleger bereits im Vorhinein die Beträge festlegen, mit denen sie im Extremfall Sonderchancen in Dauerbrennen wahrnehmen und diese Beträge am Brokerkonto liegen lassen, um am Tag X schnell zuschlagen zu können. Aber vorher sollten potenzielle Käufer anhand historischer Crashszenarien festlegen, wann es günstig ist zu kaufen. Dazu dient der Gesamtmarkt als Orientierungshilfe. Rückschläge im S&P 500 von 30 bis über 50 Prozent ergeben Kaufchancen, wenn die Dauerbrenner ebenfalls um 25 bis 40 Prozent (oder mehr) gefallen sind. Beispielsweise erlitt Coca Cola im Corona-Crash im März 2020 einen Rückschlag um über 37 Prozent auf unter 38 Dollar. Wer damals kaufte, ist heute (16.02.23) bereits rund 57 Prozent im Plus.  Da wären Gewinnmitnahmen bereits ein Thema, denn alle Gewinne von über 15 Prozent p.a. auf Zeiträume von drei bis zehn Jahren können durchaus wieder realisiert werden, insbesondere dann, wenn das allgemeine Marktumfeld fragil ist. Letzteres ist aktuell der Fall und der nächste Einbruch für günstige Einstiege in Qualitätsaktien kommt bestimmt – und zwar schneller als viele denken, weshalb  entsprechende Cash-Reserven am Handelskonto von Vorteil sind.

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