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Was die Versicherungswirtschaft von der Weltpolitik lernen könnte.

Kommentar von „Hermes Nuntio Assecurationis“

Die Welt, wie wir sie bis vorgestern kannten, hat sich gestern radikal geändert. Politische Entwicklungen haben einmal mehr gezeigt, wie fragil Abhängigkeiten sein können. Staaten, Unternehmen und Bürger erleben die massiven wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen, wenn sich handelnde Personen oder Institutionen verändern. Politische Unsicherheiten, abrupte Machtwechsel oder radikale Kursänderungen führen dazu, dass wirtschaftliche Stabilität ins Wanken gerät. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit, von einseitigen Abhängigkeiten Abstand zu nehmen und stabile, resiliente Strukturen zu schaffen.

Was in der Politik gilt, ist ebenso auf die Versicherungswirtschaft übertragbar. Auch hier sind Abhängigkeiten problematisch. Versicherer und Vermittler müssen sich ihrer jeweiligen Rolle bewusst sein und als Geschäftspartner agieren, nicht als Teil von Seilschaften oder in Abhängigkeiten verstrickt. Die Praxis, in der Versicherer als reine Zahlmeister betrachtet werden, sei es durch feudale Events oder sonstige Inducements, führt zu ungesunden Strukturen. Eine solche Herangehensweise muss der Vergangenheit angehören.

Stattdessen ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe erforderlich. Nur wenn beide Seiten etwaige Abhängigkeiten hinter sich lassen, kann eine echte Partnerschaft entstehen. Dies bedeutet: keine versteckten Vorteile, keine unausgesprochenen Ankündigungen mit dem Verlust von Privilegien. Der Fokus muss auf einer fairen und transparenten Zusammenarbeit liegen, die der gesamten Branche zugutekommt. Versicherer und Vermittler tragen gleichermaßen Verantwortung für eine nachhaltige und gerechte Entwicklung des Marktes.

Darüber hinaus muss das Fachwissen aller Beteiligten kontinuierlich angehoben werden. Weiterbildung darf nicht auf Produktschulungen im gesetzlichen Mindestausmaß mit angeschlossener Essensverpflegung reduziert werden. Vielmehr ist es essenziell, dass tiefgehendes Fachwissen gefördert und praxisnahe Fortbildungen angeboten werden, die einen echten Mehrwert für die Qualifikation der Marktteilnehmer bieten. Nur mit fundiertem Wissen und kompetenten Fachkräften kann die Branche nachhaltig gestärkt werden. Die Branche muss sich dringend darauf besinnen, Fairness und Gleichberechtigung auf allen Ebenen zu etablieren. Nur so kann ein gesundes, stabiles und faires Marktumfeld geschaffen werden, das langfristig sowohl Versicherern als auch Vermittlern – und somit auch den Versicherungsnehmern – zugutekommt. Die aktuellen weltpolitischen Entwicklungen zeigen deutlich, wie es nicht sein sollte: zuerst freundschaftliche Abhängigkeit und dann die Überraschung, dass man im Ernstfall ganz alleine dasteht, ohne Unterstützung.

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